Aufbruch in ein neues Leben

Sie verkauft ihr Haus, gibt keine Konzerte mehr: Sängerin Géraldine Olivier beendet die ­Karriere und wandert aus – nach Mallorca. Und das mit nur 56 Jahren. Was steckt dahinter?

Neugierig schwänzeln zwei Enten im Hintergrund. Sie wagen sich ganz nahe ran ans Geschehen. Gibt’s was zu futtern? Nein. Aber etwas zu sehen. Ein Fototermin steht an – mit der Schweizer Sängerin Géraldine Olivier (56). Sie posiert vor dem Glattpark-See, einem Teich gleich neben dem Schweizer Fernsehen.

Blumiges Kleid, darüber eine korall­farbene Stola, im Hintergrund wartet ihr Mann Lutz (59). Eigentlich eine alltägliche Situation für die beiden. 

Und doch wieder nicht: Denn dieser Termin dreht sich um ihren Abschied. Géraldine Olivier verlässt die Schlagerbühne. 2024 ist Schluss. «Ich bin nun 31 Jahre dabei», sagt sie auf die Frage nach den Gründen, «es war eine wunderschöne Zeit mit Höhen und Tiefen. Aber nun zwingt mich die Gesundheit dazu.»

Sie spricht ihre Schmerzen an, die Folgen eines Unfalls vor 12 Jahren. Damals brach sie sich mehrere Knochen, auch die Hüfte. Heute muss sie bei langen Autofahrten ein Korsett tragen. Anders würde sie die Reisen nicht mehr ertragen. 

Und dann sind da noch mehrere Hörstürze. «Auf dem rechten Ohr höre ich fast gar nichts mehr. Das ist natürlich für eine Sängerin ein grosses Problem.»

Als wäre das nicht schon genug gewesen, kämpfte auch ihr Mann Lutz vor zwei Jahren um sein Leben. Herzinfarkt. Der Schock sitzt tief, bis heute. «Ich dachte, ich verliere ihn  …»

Doch all das scheint weit weg an diesem Sommertag. Milde Temperaturen, ein paar wenige Wolken am Himmel, dazu ein leichter Sommerwind. Die goldfarbenen Mandala-Ohrringe glänzen in der Sonne. Sie fallen auf, stehen sie doch für Harmonie und Ausgleich, symbolisieren inneren Frieden. Hat sie denn ihren Frieden nach all den Schicksalsschlägen gefunden?

«Ja», sagt sie mit ruhiger Stimme. Und man spürt, wie ernst sie das meint. Das Erlebte hat ihren Mann und sie noch mehr zusammengeschweisst. Er steht geduldig im Hintergrund, reicht ihr mal ein Taschentuch, hält ihre Tasche, hilft der Fotografin mit dem Equipment. 

«Schatzi, zieh für das andere Foto doch mal die Jeansjacke an», sagt er und lächelt. Die Gelassenheit, die von ihm ausgeht, ist spürbar: So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen!