Altersliebe bleibt eine Randnotiz

Über sein Leben und Sterben wurde viel geschrieben und gesprochen. Doch die wichtigste Person seiner letzten Jahre blieb stumm und wurde in den Berichten kaum erwähnt.

Kollegen, Fussballfreunde, Sportexperten – alle äussern sich nach dem Ableben von Köbi Kuhn († 76) am 26. November ausgiebig über die Schweizer Fussball-Legende. Doch seine zweite Frau Jadwiga (64), die in den letzten Lebensjahren des Ex-FCZ-Captains und Ex-Nationaltrainers die wichtigste Rolle spielte, bleibt ausgeklammert.

Der Hauptgrund: Kaum einer aus Köbis Umfeld wird mit seiner Altersliebe warm, Familie und Freunde stossen sich an ihrer Art. So auch Köbis ehemaliger Mitstreiter auf und neben dem Rasen, Kurt Grünig (75), der auch Kuhns Nachbar in Birmensdorf ZH ist: «Sie hat all seine Bekanntschaften unterbunden», sagt er zur GlücksPost. «Sie nahm ihn total in Beschlag. Wenn ich mit ihm was trinken gehen wollte, sagte sie – die ja immer sein Telefon abnahm – sie seien 24 Stunden zusammen.» Daneben gäbe es keinen Platz. Eine Aussage, die bei jedem, der auf Jadwiga angesprochen wird, fällt.

Immer wieder brüskiert sie Köbis Fussballfamilie, die ihn immerhin nach seinem Konkurs als Versicherungsmann wieder aufgefangen hatte: Bei FCZ-Spielen setzt sie sich, ohne zu fragen, in die Zuschauer-Loge von Ancillo Canepa, dem FCZ Präsidenten. An Grünigs Allstar-Apéro, den dieser für Kicker mit Namen und andere wichtige Männer aus der Fussballbranche viermal pro Jahr organisiert, platzt sie einfach rein. Trotz höflicher Aufforderung verlässt sie den Anlass nicht, macht sich als erste Aussenstehende dort breit. Grünig: «Wir wollen explizit unter uns bleiben, doch das interessierte sie nicht.»

Über die Polin weiss man nicht viel. Sie war zweimal verheiratet. Mit einem Polen, dem sie einen Sohn gebar. Und einem Schweizer namens Cervoni, mit dem sie zwei Töchter hat. Die ältere, Aleksandra, ist Geschäftsführerin in Jadgwigas Kinderkrippen-Unternehmen «Bambi».

Wann sie Cervoni heiratete, ist unbekannt, ebenso, ob sie ein- oder zweimal verwitwet ist. Keiner der Befragten kann sagen, wie lange sie in der Schweiz ist. Mehrere Spuren deuten darauf hin, dass Jadwiga mit ihrem zweiten Mann im Appenzell gelebt hat. In Schwende AI wurde die Bambi-Gruppe 2011 im Schweizer Handelsregister eingetragen.

Die geschäftstüchtige Frau sichert sich nach übereinstimmenden Aussagen schon kurz nach dem
Beginn der Beziehung mit Köbi 2015 die Berechtigung, für ihn unterschreiben zu dürfen. Sein Wohnblock in Wiedikon ist längst auf sie überschrieben.

Noch am Spitalbett gibt es einen kleinen Vorgschmack auf das, was Jadwiga bald erwarten könnte: ein Erbstreit. Die GlücksPost weiss aus zuverlässiger Quelle, dass Köbis Geschwister Jadwiga in der Klinik auf sein Geld ansprachen – und wo es geblieben ist.

Genauso, wie sie den Vorbehalt gegen Jadwiga teilen, sind sich alle einig: Sie hat Köbi nach dem Tod seiner geliebten Alice († 2014) wieder glücklich gemacht. «Köbi brauchte jemanden wie sie», sagt Grünig. «Alice war genauso. Er brauchte eine, die zu ihm schaut, das war schon immer so.» Jemand, der die Administration und das Geschäftliche übernahm, denn das war nicht Kuhns Stärke.

Auch das gemeinsame Schicksal dürfte die zwei zusammengeschweisst haben: Beide haben einen Ehepartner verloren. Und beide haben ein Kind, das in den Drogensumpf geriet. Jadwigas Sohn lebt noch, Köbis Tochter Viviane (†46) ging letzten Sommer an ihrer Sucht zu Grunde.

«Er ist zufrieden, obwohl wir anderen das alles nicht verstehen», sinniert Grünig. «Er liess sich gerne führen. Wir fragen uns: Wie konnte das geschehen? Für uns ist schwer vorstellbar, dass er das gut fand. Er wählte wohl den Weg des geringsten Widerstands. Es ist eine traurige Geschichte, und es tut mir leid, dass er so schnell von dieser Welt ging.»

Kurz, bevor es mit Köbi zu Ende ging, lud Jadwiga die Nahmhaftesten aus Köbis Fussballumfeld ein, ihn nochmals zu sehen. Darunter auch Sepp Blatter (83). «Ich habe Jadwiga erst in den vergangenen Wochen näher kennengelernt», sagt er. «Von meiner Warte aus gesehen ist sie die Frau, die ihn nach dem Verlust von Alice wieder zurück ins Leben gebracht hat. Er hatte Freude und durfte sehr schöne Momente erleben. Er reiste um die ganze Welt und war an den Auswärtsspielen der Schweizer Nationalmannschaft Stammgast. Jadwiga war ganz am Schluss für Köbi da. Sie hat ihn bis ans Ende begleitet. Dank ihr ist er mit einem Lächeln gegangen.»