Wenn man öfter muss

Die Prostatavergrösserung ist ein normales Altersleiden des Mannes, führt aber zu leidigen Begleiterscheinungen wie häufigem Harndrang. Leichte Beschwerden lassen sich pflanzlich jedoch gut behandeln.

 

Häufiger Harndrang, mehrere Toiletten-Gänge in der Nacht sowie das Gefühl, dass die Blase nie ganz entleert werden kann: Das sind typische Beschwerden einer gutartig vergrösserten Vorsteherdrüse (Prostata). «Die Prostatavergrösserung ist ein normales Altersleiden des Mannes», sagt Professor George Thalmann, Klinikdirektor und Chefarzt der Urologischen Universitätsklinik am Inselspital Bern. Bei den 50-Jährigen ist bereits die Hälfte aller Männer von einem Prostataleiden betroffen, im 80. Altersjahr sind es sogar 80 Prozent.

Blasenmuskeln geschwächt

Die Prostata ist ein muskulöses, drüsenartiges Organ. Sie liegt direkt unterhalb der Blase und umschliesst einen Teil der Harnröhre. Bei einer Vergrösserung der Prostata kommt es meist zu einer Ein­engung der Harnröhre. Die Harnblasenmuskulatur muss somit einen erhöhten Auslasswiderstand überwinden, was zu einer Verdickung der Harnblasenmuskulatur führt. Wenn die Blase den erhöhten Auslasswiderstand nicht mehr kompensieren kann, kommt es zur unvollständigen Blasenentleerung und Restharnbildung – «ein Zeichen, dass die Blasenmuskulatur ermüdet ist», so George Thalmann.

«Manche Männer mit stark vergrösserter Prostata haben nur we­nige gesundheitliche Probleme, anderen bereitet bereits eine leicht vergrösserte Vorsteherdrüse Beschwerden», sagt der Chefarzt. Dazu gehören ein abgeschwächter Harnstrahl, Harndrang, vermehrtes Wasserlassen (auch nachts), Nach­träufeln und ein Restharngefühl, bis zu einer Überlaufblase mit Rückstau und nachfolgender Verschlechterung der Nierenfunktion.

Eine Prostatavergrösserung führt gelegentlich auch dazu, dass ein Mann plötzlich kaum noch oder gar nicht mehr Wasser lassen kann. «Ein solcher Harnverhalt ist ein Notfall und muss rasch behandelt werden», so Thalmann. Dabei muss die Harnblase durch einen Katheter entlastet und die Prostata in der Regel operativ verkleinert werden, um den normalen Harnfluss wiederherzustellen.

«Die gutartige Prostatavergrös­serung ist eine eigene Erkrankung und nicht eine Vorstufe von Prostatakrebs», hält der Berner Urologe fest. Es sei aber möglich, nebst dem Vorliegen einer gutartigen Prostatavergrösserung, ein Prostatakarzinom zu entwickeln. Das Risiko dafür beträgt rund 17 Prozent, daran versterben rund 3 Prozent. Bei einer bekannten familiären Belastung ist es laut George Thalmann sinnvoll, sich regelmässig einer Vorsorge­untersuchung zu unterziehen.

Einsatz pflanzlicher Präparate

Die meisten Männer haben leichte bis mittelschwere Beschwerden, auf die sie sich im Alltag einstellen können. Hilfreich kann hier die Einnahme pflanzlicher Präparate sein. Beispielsweise mit Sägepalme, welche die Prostata bei der Aufrechterhaltung der normalen Urinfunktion unterstützt oder mit Granatapfel, dem eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird.

Viele Männer, die an Beschwerden durch eine Prostatavergrösserung leiden, entscheiden sich für eine medikamentöse Behandlung. Die verabreichten Präparate, so­genannte selektive Alphablocker, senken den Auslasswiderstand der Harnblase. «Allenfalls werden diese mit einem Medikament kombiniert, das die Grösse der Prostata reduzieren kann», erklärt der Facharzt weiter.

Minimalinvasiver Eingriff

Eine Prostatavergrösserung kann auch mit verschiedenen Operationstechniken angegangen werden. Bei sehr grossen Drüsen wird mittels offener Adenom-Enukleation der innere Teil der Prostata entfernt. Nebst verschiedenen minimalinva­siven Verfahren (Rezum, Urolift) gilt die sogenannte transurethrale Resektion (TURP) als Goldstandard-Ope­ration. Ziel des Eingriffs ist es, den Teil der Prostata zu entfernen, der das Auftreten der Symptome verursacht. Die Operation wird unter Vollnarkose minimalinvasiv, das heisst durch die Harnröhre und somit ohne einen Einschnitt in den Unterbauch durchgeführt.