Wasser wirkt therapeutisch

Wassertreten, Wechselduschen, Schenkelguss: Kneipp-Anwendungen unterstützen die Regulation der Körperfunktionen und können damit verschiedenen Beschwerden und Krankheiten wirksam vorbeugen.

«Wir gehen kneippen.» Gehört haben wir den Satz in unserem Bekanntenkreis wohl schon alle. Aber wer hat schon ein klares Bild davon, was damit wirklich gemeint ist? Was steckt hinter einer solchen Anwendung oder Kur, die uns dem Vernehmen nach guttun, unser Wohlbefinden steigern und unsere Gesundheit fördern soll? Antworten kann Denise Aeschbacher liefern. Die Zürcher Heilpraktikerin (www.bio-feedback.ch) hat sich unter anderem auf Kneipp-Anwendungen spezialisiert.

GlücksPost: Wie funktioniert das «Kneippen» in kurzen Worten?

Denise Aeschbacher: Als «Kneippen» gelten meist die vom deutschen Priester Sebastian Anton Kneipp im 19. Jahrhundert wiederentdeckten und ausgefeilten Wasseranwendungen. Es sind äussere Anwendungen wie das bekannte Wassertreten, oft im Wechsel von warm und kalt.

Was bewirkt das Wasser?

Ob flüssig, als gasförmiger Dampf oder auch in Eisform: Wasser kann mit seinen unterschiedlichen Temperaturen sowie mit passenden Zusätzen ein wahrer Wohltäter sei und unsere Körperfunktionen regulieren.

Ist das nicht etwas simpel?

Die Wasserkur ist zwar der wichtigste, aber nur ein Bestandteil des durchdachten Kneippschen Fünf-Säulen-Behandlungskonzepts. Es beinhaltet eine bewusste Ernährung, Lebensführung und Diätetik, dazu eine Bewegungs- und Heilpflanzentherapie. Kneippkuren sind sehr umfassend und ganzheitlich. Sie werden für jede einzelne Person komplett individuell zusammengestellt. Am Anfang steht immer ein Gespräch, in welchem das medizinische und subjektiv wahrgenommene Krankheitsgeschehen erkundet wird und daraus die passenden Therapieformen abgeleitet werden.

Bei welchen Beschwerden erreichen Kneippkuren den grössten Nutzen?

Als sogenannte Regulations- oder Umstimmungstherapie kann dieses Konzept bei nahezu allen Beschwerden angewendet werden, die wir heute als «Zivilisationskrankheiten» kennen. Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes und weitere Stoffwechselkrankheiten. Ebenso hilft Kneippen bei Stresserkrankungen, geschwächtem Immunsystem oder auch bei nachteiligen Folgeerscheinungen eines übermässigen Suchtmittelkonsums. Die Liste ist aber noch viel länger und schier endlos.

Wie lange dauert eine Kneipp-Therapie?

Je nach Konstitution, Ziel, Hintergrund und Beschwerdesymptomatik sind ganz unterschiedliche Behandlungszeiträume möglich. Überspitzt formuliert kann ein einmal täglich durchgeführtes «Freudebad» von 15 Sekunden genauso Probleme lösen wie eine Therapie mit mehreren täglichen Sitzungen, in der das Wasserbad mit speziellen Wickeln, Güssen und Massagen kombiniert wird. Für eine komplexere Behandlung muss man schon drei bis vier Wochen mit hohen Therapiefrequenzen einrechnen.

Welche Erfolge konnten Sie als Heilpraktikerin mit Kneipp erzielen?

Bei den Patientinnen und Patienten, die sich der Therapie hingeben können, beobachte ich erfreulich viele positive Resultate. Oft können wir gemeinsam zum Beispiel akute Kopfschmerzen lindern. Oder mit warmen oder ausleitenden Fussbädern stellen sich ebenfalls sehr häufig verblüffende Erfolge ein.


KNEIPPEN IN DER SCHWEIZ – VIER TIPPS

Talstation Ebenalp AI

Die schöne Umgebung am Schwendenbach lädt zum Verweilen ein, mit Sitzgelegenheit und Blick in den Alpstein. www.ebenalp.ch

Kneippgarten Gisikon LU

Die moderne Anlage bei einem Naturschutzgebiet bietet Aussicht auf den Pilatus und Naturgeräusche: www.kneipp-gisikon.ch

Kneipperlebnis Schwandalpweiher Flühli LU

In der Unesco-Biosphäre Entlebuch befindet sich eine der schönsten Kneippanlagen der Schweiz – mit Wassertretanlage, Barfusspfad, Kräutergarten, Gussstation, Armbad und Ruhestation. www.soerenberg.ch

Kinder-Kneipp-Anlage mit Barfussweg, Bad Ragaz GR

Auf dem Heidipfad von Pardiel Richtung Schwarzbüel gelangt man in ca. 10 Minuten da hin. Der Heidipfad ist bis zur Alp Schwarzbüel kinderwagentauglich und rollstuhlgängig. www.pizol.com