Vorsicht vor verstecktem Zucker!

Er versüsst unseren Alltag. Dennoch gilt es aufzupassen: Wer zu viel Zucker konsumiert, riskiert, dass sich seine Fettwerte verschlechtern.

Herr und Frau Schweizer lieben es süss. Unser Land gehört in Europa zu den Spitzenreitern im Zuckerkonsum. Durchschnittlich verspeisen wir pro Person und Jahr über 40 Kilo der süssen Masse. Täglich sind das 7 Esslöffel oder 27 Würfelzucker. Zucker, einst Luxusgut der Reichen, hat unsere Essgewohnheiten in den letzten 200 Jahren massiv verändert. Ursprünglich wurde Zucker ausschliesslich aus Zuckerrohr gewonnen – in der Karibik und in Südamerika. Das kostbare Gut gelangte dann per Schiff zu uns. Mit dem Bau von Zuckerrübenfabriken in Europa begannen die Preise ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu purzeln. Zucker wurde für immer mehr Menschen erschwinglich – mit fatalen Folgen: Wir verzehren heute rund fünfmal mehr Zucker als unsere Vorfahren vor gut 100 Jahren.
 
Ungeahnte Zuckerfallen
Es gibt verschiedene Arten von Zucker: Kristallzucker, Puderzucker oder Honig, die wir sehen und mit denen wir bewusst unser Essen und unsere Getränke süssen. Und den Zucker, den wir nicht sehen. Er versteckt sich in industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln – als Geschmacksverstärker, Stabilisator, Füllstoff und um die Beschaffenheit zu verbessern. In der Lebensmittelproduktion kommen weit über 100 verschiedene Zuckersubstanzen zum Einsatz, die nicht immer einfach zu erkennen sind (siehe unten). Zucker steckt nicht nur im Marmor-Gugelhopf oder im Nussgipfel, sondern er versteckt sich auch da, wo wir ihn nicht erwarten: in Beutelsuppen, in Sandwich-Gurken, in tiefgekühlten Fischgerichten oder im Bio-Aufschnitt. Auch sogenannte fettarme Produkte («Light»-Produkte) können Zuckerfallen sein: Sie werden mit Zucker aufgepeppt, um den fehlenden Fettgeschmack auszugleichen. Tatsache ist: Rund 50 bis 60 Prozent aller Fertigprodukte und industriell verarbeiteten Nahrungsmittel enthalten Zucker – ob sie süss schmecken oder nicht. Besonders gefährlich für die Zuckerbilanz sind Limonaden, Eistee sowie Frucht- und Energydrinks: Sie enthalten bis zu 40 Würfelzucker bzw. 10 Esslöffel pro Liter!
 
Höchstens 10 Prozent Zucker
Übermässiger Zuckerkonsum macht nicht nur dick, er beeinträchtigt auch die Fettwerte. Dies belegt eine neue Studie einer Forschergruppe aus Atlanta, USA.
Es stellte sich heraus:

  • Je mehr zuckerversetzte Fertigprodukte und Getränke jemand geniesst, desto mehr verschlechtern sich seine Fettwerte. Dies wiederum erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Bei den untersuchten Personen stammten durchschnittlichknapp 16 Prozent der aufgenommenen Kalorien aus «versteckten Zuckern».

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt aber, dass unsere Ernährung pro Tag maximal 10 Prozent zugefügten Zucker enthalten sollte. Konkret bedeutet dies: höchstens 3 bis 4 Esslöffel Zucker pro Tag – die versteckten Zucker mit eingerechnet! Auch wenn unsere Lust auf Süsses vermutlich angeboren ist: Es lohnt sich, den eigenen sichtbaren und den unsichtbaren Zuckerkonsum im Auge zu behalten. Bereits ein Würfelzucker zu viel pro Tag erhöht das Körpergewicht pro Jahr um ein Kilo!
 
 
Versteckte Zucker erkennen
Sie zu entlarven ist nicht einfach. Werfen Sie einen Blick auf die Zutatenliste: In industriell verarbeiteten Produkten wird zugefügter Zucker unter verschiedensten Begriffen auf der Zutatenliste deklariert, wie beispielsweise: Dextrose, Fruktose (Fruchtzucker), Glukose, Laktose (Milchzucker), Maiszucker, Maltose (Malzzucker), Melasse, Saccharose, Traubenzucker.
 
 
Zuckerersatz Stevia
Das Süsskraut Stevia wird derzeit als natürlicher Süssstoff der Zukunft gehandelt: Die Blätter der südamerikanischen Pflanze süssen bis zu 300-mal stärker als Zucker, haben praktisch keine Kalorien, verursachen keine Karies und sind auch für Diabetiker geeignet. Der Süssstoff, der seit über 500 Jahren in Südamerika verwendet wird, wurde vor einigen Jahren in Schweizer Reformhäusern angeboten, dann aber wieder aus dem Verkehr gezogen und verboten. In Japan wird Stevia seit Jahrzehnten zum Süssen von Tees, Softdrinks und Süssigkeiten genutzt und ist sehr beliebt. Die Europäische Union ist noch am Abklären, ob sie Stevia zulassen will. Die Schweiz hingegen hat in diesem Bereich eine Vorreiterrolle übernommen: Seit August 2008 erteilt das Bundesamt für Gesundheit Einzelbewilligungen für den Einsatz von Stevia als Süssstoff. Seit Anfang 2010 sind in der Schweiz zahlreiche Produkte mit dem natürlichen Süssstoff erhältlich.