Rauchen fördert Verschleiss

Fünf Prozent der ­Menschen mittleren Alters leiden mindestens einmal im Leben an einem Bandscheibenvorfall. Starkes Übergewicht und ­Rauchen begünstigen die Erkrankung.

Die gesunden Bandscheiben wirken als Stossdämpfer zwischen zwei benachbarten Wirbeln und bestehen aus einem harten äusseren Ring aus Knorpel und einem darin liegenden etwas weicheren, rundlichen Knorpel.

Kommt es zum Verschleiss der Bandscheiben, entstehen zunächst kleine Risse in den hinteren (dorsalen) Bereichen. Dies führt dazu, dass die Bandscheibe langsam auszutrocknen beginnt und an Höhe abnimmt. Zudem verliert deren äusserer Ring an Stabilität und wölbt sich in Richtung Wirbelkanal. «Nimmt die Rissbildung in der hinteren Bandscheibe weiter zu, tritt ein Teil des weicheren Knorpels durch den Defekt im härteren Knorpel in den Nervenkanal der Wirbelsäule hinaus», sagt PD Dr. David Bellut, Leitender Arzt Wirbelsäulenzentrum an der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsspital Zürich.

Dieser Vorgang verursacht zunächst starke Rückenschmerzen. Durch die Irritation oder Einklemmung des Nervs können die Schmerzen ausstrahlen und zu Taubheitsgefühlen und gelegentlich auch Lähmungserscheinungen im Bein (bei Bandscheibenvorfällen im Bereich der Lendenwirbelsäule) oder im Arm (bei Bandscheibenvorfällen im Bereich der Halswirbelsäule) führen. «Diese ausstrahlenden Schmerzen sind typischerweise deutlich stärker als die Rückenschmerzen.»

Ein Bandscheibenvorfall ist eine sogenannt degenerative, das heisst durch Abnutzung hervorgerufene Erkrankung und betrifft meist Menschen im mittleren Lebensalter zwischen 40 und 55 Jahren. «Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen, was durch häufigere Belastungen und Verletzungen erklärbar ist», sagt David Bellut. Die Erkrankungsveranlagung ist jedoch auch in erheblichem Ausmass erblich bedingt und die Entstehung und Schwere der Degeneration wird durch starkes Übergewicht und Nikotinkonsum zusätzlich begünstigt. «Diese Risikofaktoren führen regelmässig zu einer früheren und stärkeren Degeneration der Wirbelsäule», so der Chirurg.

Liegen keine stärkeren Lähmungserscheinungen vor, lässt sich ein Bandscheibenvorfall konservativ behandeln. «Dabei werden für mindestens sechs Wochen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt», erklärt Bellut. Bei einer Besserung der Schmerzsymptome erfolgt anschliessend eine Behandlung mit physiotherapeutischen Übungen. Sollte dieses Vorgehen nicht zum Erfolg führen, kann eine Röntgen- oder Computertomographie gesteuerte Injektion mit Schmerzmedikamenten in der Nähe des betroffenen Nervs durchgeführt werden. Liegen bereits zu Beginn stärkere Lähmungserscheinungen vor, muss frühzeitig – in seltenen Fällen sogar notfallmässig – operiert werden, «damit die besten Chancen auf eine vollständige Genesung bestehen».

Operiert werden Bandscheibenvorfälle gemäss David Bellut minimalinvasiv über einen kleinen Hautschnitt im entsprechenden Bereich am Rücken und unter Zuhilfenahme des Operationsmikroskops. Im Fall von Bandscheibenvorfällen an der Halswirbelsäule geschieht dies durch einen kleinen Schnitt vorne am Hals. «Es gibt heute aber auch die Möglichkeit, mittels einer kleinen Kamera eine sogenannte endoskopische Operation durchzuführen.»

Leider lässt sich ein Bandscheibenvorfall nicht immer verhindern. Regelmässige sportliche Aktivität, viel Bewegung, eine ausgewogene Ernährung sowie der Verzicht aufs Rauchen und das
Vermeiden von deutlichem Übergewicht können, gemäss David Bellut, aber durchaus positive Effekte haben.