Nimms leicht mit Licht!

Sie sind wieder da, die Tage, an denen sich ein hartnäckiger Grauschleier vor den Himmel heftet. Führt dies zu Energielosigkeit und Melancholie, kann es sich lohnen, mit einer Lichttherapie zu beginnen.

Dunkle Tage, trüber Himmel? Der Mangel an Tageslicht hat Folgen wie permanente Erschöpfung, Lustlosigkeit, gedrückte Stimmung, Kopfschmerzen oder Heisshungerattacken. Und auch bei genügend Schlaf ist man nicht ausgeruht. «Saisonal abhängige Depression», kurz SAD, lautet die medizinische Diagnose für diesen bedrückenden Zustand.

Ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung ist davon betroffen. Der Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit führt dazu, dass der Körper vermehrt das Schlafhormon Melatonin bildet. Dadurch ist man ständig müde. Zudem verbraucht der Organismus das Glückshormon Serotonin, um das Melatonin zu bilden. Deshalb gerät auch die Stimmung in eine Schieflage. Das Gute an SAD ist: Die Symptome verschwinden von selber wieder – im März, wenn die Tag länger werden. In der Zwischenzeit können sie mit einem natürlichen Mittel behandelt werden: mit Licht.

Bei der Lichttherapie lässt man sich täglich von einem Gerät bestrahlen (das Solarium hilft nicht bei SAD, zudem ist es wegen der schädlichen UV-Strahlen umstritten). Es handelt sich um spezielle Leuchten, deren Lichtstärke zwischen 2500 bis 10  000 Lux (internationale Einheit für Beleuchtungsstärke) beträgt. Zum Vergleich: Ein heller Sommertag hat ca. 200 000 Lux, ein trüber Sommertag etwa 10 000 Lux. Im Büro beträgt die Beleuchtung nur 300 bis 500 Lux, im Wohnzimmer 50 bis 200 Lux, das Vollmondlicht bringt es auf ein Lux.

Durch die Lichttherapie klingen die SAD-Symptome ab – die Erfolgsquote liegt bei 70 bis 90 Prozent. Der Allgemeinzustand bessert sich in der Regel bereits nach fünf Behandlungstagen.  Wird die Lichttherapie vom Arzt verschrieben, zahlt die Krankenkasse einen Betrag an das Gerät.

Lichttherapie – so geht es:

  • Beginnen Sie mit der Lichttherapie, sobald die Tage kürzer werden.
  • Nehmen Sie Medikamente ein, haben Sie eine Augen- oder Hautkrankheit oder sind Sie schwanger, besprechen Sie die Lichttherapie vorerst mit dem Arzt.
  • Verwenden Sie ein Gerät mit einer Lichtstärke von 2500 bis 10  000 Lux. Sie sind im Therapiefachhandel erhältlich (manchmal werden sie auch vermietet).
  • Vergewissern Sie sich, dass das Gerät keine schädlichen UV-Strahlen und Infrarotanteile abgibt. Zudem sollte der Blauanteil des Lichtes unter zehn Prozent liegen.
  • Wenden Sie die Lichttherapie in den ersten zwei Stunden nach dem Erwachen an – ideal ist zwischen halb sieben und halb neun Uhr.
  • Stellen Sie die Leuchte so auf, dass der Abstand mindestens 30 bis 50 Zentimeter beträgt (halten Sie sich an die Angaben, die dem Gerät beigelegt sind).
  • Schauen Sie während der Behandlung immer mal wieder ins Licht.
  • Tragen Sie keine getönte Brille, auch wenn Sie während der «Lichtdusche» lesen wollen.
  • Die Behandlungsdauer ist von der Lichtstärke abhängig. Bei 2500 Lux dauert sie eine bis zwei Stunden, bei 10  000 Lux eine halbe Stunde täglich. Bei der Lichtbrille beträgt die Behandlungszeit 20 Minuten.
  • Es gibt Menschen, die sich an das starke Licht der Therapieleuchten erst gewöhnen müssen. Reaktionen darauf können Kopfschmerzen und Augenreizungen sein. Sie verschwinden in der Regel nach kurzer Zeit wieder. Ist dies nicht der Fall, reduzieren Sie die Behandlungszeit. Hilft das nicht, wenden Sie sich an den Arzt.

Verschiedene Therapiegeräte

Ein-Personen-Leuchte: Sie hat in etwa die Grösse eines Computers und eignet sich für die Behandlung zu Hause. Die Lampe steht auf dem Tisch, die Person setzt sich davor. Empfehlenswert ist eine Lichtstärke von 10  000 Lux. Während der Behandlung kann man frühstücken, Zeitung lesen oder die Post durchschauen.

Mehr-Personen-Leuchte: Sie funktioniert gleich, ist aber breiter, sodass sich mehrere Lichthungrige davor setzen können. Diese Leuchten stehen in Firmen, Kliniken, Arztpraxen und Altersheimen. Die «Sunnestübli» sind mit Lichttherapie-Leuchten ausgestattete Räume, wo Altersheimbewohner sich bestrahlen lassen können, die nicht mehr gut zu Fuss sind und unter Lichtmangel leiden.

Lichtbrille: Sie ist weniger stark als das Licht-Therapiegerät, aber da sich die Leuchten nahe an den Augen befinden, braucht es weniger Lichtintensität. Die Lichtbrille wird täglich 20 Minuten getragen – dabei kann man essen und lesen.

Lichtwecker: Er hat keine Heilwirkung, ist aber trotzdem für SAD-Betroffene hilfreich, da sie morgens oft schwer in die Gänge kommen. Der Lichtwecker simuliert einen Sonnenaufgang, der einen nicht aus dem Schlaf reisst, sondern mit zunehmendem Licht wachkitzelt.

Buch-Tipp

Die Heilkraft des Lichtes wird seit jeher von Menschen genutzt. Schon Hippokrates, der Urvater der Medizin, empfahl Sonnenbäder.

Das Buch «Lichttherapie» von Alexander Wunsch und weiteren Autoren (Via Nova Verlag, Fr. 26.90) -vermittelt aktuelles Wissen rund um die moderne Lichttherapie und ihrer Anwendungen. Bekannte Lichttherapeuten, alle Mediziner, erklären die wichtigsten Fakten, wie den gesunden Umgang mit Sonnenlicht, die Heilkraft von Vitamin D3 oder die Bedeutung von Licht für unsere Nahrung und die Genesung. Zudem werden Lichttherapien und Geräte vorgestellt.