Die Krätze ist zurück

Nein, sie sind nicht ausgerottet! Im Gegenteil: Immer häufiger hört man wieder von Krätzmilben. Warum leben die Krabbeltiere in unserer Haut, wo steckt man sich mit ihnen an, und wie werden wir sie los?

Klingt eklig: Krätzmilben, auch Grab- oder Skabiesmilben genannt, sind Spinnentiere, die als Parasiten in der Haut des Menschen leben können. Nein, nicht auf, sondern in der Haut. «Die Krätzmilben graben sich in die obere Hautschicht ein und vermehren sich durch Eiablage», erklärt Dermatologin Dr. med. Marianne Meli von der Dermanence Klinik in Zürich. Aber weshalb werden die Tierchen plötzlich wieder zum Thema? «Überall dort, wo sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten, wie in Schulen oder Alters- und Pflegeheimen, ist das Ansteckungsrisiko bei engem Körperkontakt hoch. Da keine Meldepflicht besteht, ist es schwierig zu sagen, ob und inwiefern es zu einem Anstieg gekommen ist.»

Gut versteckt

In der obersten Hautschicht fühlen Krätzmilben sich also wohl, können sich ernähren und vermehren. «Das macht es schwierig, sie loszuwerden, denn in diese Hautschicht dringt unser Immunsystem kaum vor», erklärt Marianne Meli. Von blossem Auge sind die nur 0,3 bis 0,5 Millimeter kleinen Milben zudem kaum zu erkennen. «Wenn, dann als kleines, schwarzes Pünktchen am Ende eines Milbenganges», weiss die Dermatologin. «Diese befinden sich meist an versteckten Hautstellen, zwischen den Fingern, Zehen oder im Genitalbereich.» Wer betroffen ist, möchte die Krätzmilben schnellstmöglich loswerden, weil die Milbenausscheidungen zu Juckreiz führen. «Diese Hauterkrankung wird Krätze oder Skabies genannt. Vor allem nachts kann der Juckreiz sehr stark werden. Zudem können die Milben Entzündungen auslösen, die Haut ist dann gerötet und schuppend. Dies fördert zusätzlich den Juckreiz, was sehr belastend ist.

Lästig, aber ungefährlich

Geduld ist gefragt, wenn Betroffene mit der Creme- oder Tablettenbehandlung beginnen, denn die Beschwerden können noch mehrere Wochen nach der erfolgreichen Behandlung auftreten. Ausserdem ist viel Hausarbeit angezeigt (siehe Box), weil Milben auf Kleidern, Frottier- oder Bettwäsche bis zu vier Tage überleben. Auch auf sehr engen Körperkontakt – typischerweise werden Krätzmilben beim Geschlechtsverkehr übertragen – muss in dieser Zeit verzichtet werden.

Marianne Meli: «Eine Ansteckung durch Umarmungen, Begrüssungsküsse oder Händeschütteln ist unwahrscheinlich. Dennoch ist es wichtig, dass sich eine Person, welche einen Risikokontakt gehabt hat und nun an Juckreiz leidet, rasch bei der Hausärztin oder einem Dermatologen abklären lässt, um weitere Übertragungen zu verhindern.» Immerhin sind Milben kein Gesundheitsrisiko, und mit etwas Geduld und Konsequenz sind sie auch bald schon wieder nur eine unliebsame Erinnerung.

 

Krätzmilben loswerden – so geht’s:

  • Informieren Sie Personen, welche sich angesteckt haben könnten, um ein gegenseitiges Anstecken (Ping-Pong) zu verhindern.
  • Die von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin verordnete Therapie wird mit einer Creme (Permethrin) oder mit Tabletten (Ivermectin) durchgeführt. Halten Sie sich für die Anwendung und Dosierung an die Angaben.
  •  Waschen Sie Bettwäsche und in den letzten 4 Tagen benutzte Handtücher und Kleider bei 60°. Bewahren Sie Gegenstände wie Plüschtiere und Kleidungsstücke, welche nicht so heiss gewaschen werden können, für 4 Tage in einem geschlossenen Plastikbeutel auf.
  • Führen Sie diese Massnahmen auch nach der Behandlung täglich, und für 4 weitere Tage, durch.
  • Reinigen oder saugen Sie alle Matratzen, Teppiche und Polstermöbel einmal gründlich.