Die gemeine Infektion

Unangenehm sind sowohl die Symptome als auch das Gefühl, damit zum Arzt gehen zu müssen. Ursachen für eine Scheideninfektion gibt es viele – und nur richtig behandelt, wird man sie rasch wieder los.

Kaum eine Frau, die nicht schon betroffen war. Manche sind extrem anfällig auf Vaginalinfektionen, andere trifft es nur selten – die Symptome variieren stark, je nach Keimen und Lebensphase. Typisch sind unangenehmer und schlecht riechender Ausfluss, Juckreiz, Brennen, in schweren Fällen auch Fieber und Unterbauchschmerzen, wenn Gebärmutter und Eileiter betroffen sind. Eine Frage der Hygiene? Oder ist es einfach Pech?

«Die Scheide hat ein physiologisches Milieu, das während der Geschlechtsreife von Milchsäurebakterien dominiert wird. Diese sorgen für einen sauren pH-Wert. Wird das Milieu gestört, können sich andere Bakterien oder Keime durchsetzen», erklärt Prof. Dr. med. Andreas Günthert, Leiter des gyn-zentrums Luzern und Cham. «Am häufigsten sind ba­nale Infekte mit Pilzen oder Bakterien, die meist nicht gefährlich und leicht zu behandeln sind. Kritischer sind beispielsweise Infektionen mit Chlamydien, die zu den sexuell übertragbaren Infektionen, den STIs, gehören.»

Erwischt, was nun?

Die wenigsten Frauen rennen beim ersten Anzeichen zur Gynäkologin. Tatsächlich sind Juckreiz oder Brennen längst nicht immer Hinweise auf einen Infekt. Häufig ist das Übel auf falsche Hygiene-­Gewohnheiten und als Folge einer Hautreizung zurückzuführen, auf das ständige Tragen von Slipeinlagen oder die Genitalrasur. Auch der Geschlechtsverkehr spielt eine Rolle, insbesondere mit wechselnden Partnern. Zudem gibt es Frauen, die auf die Einnahme von Antibiotika mit Vaginal-­Infekten regieren. Professor Günthert: «Führt das Weglassen von Seife und Slipeinlage oder das Auftragen einer pflegenden Fettsalbe zur Besserung, war es wohl kein Infekt und ein Arzttermin ist nicht nötig. Infekte hingegen sollten nie selbst behandelt werden, auch wenn es rezeptfreie Pilz­medikamente gibt, denn Unter­suchungen zeigen, dass Selbst­diagnosen meist falsch sind. Hält das Problem an, verändert sich die Haut oder treten Probleme immer wieder auf, kann es auch eine Hauterkrankung wie beispielsweise der Lichen sclerosus oder ein Ekzem sein.»

Die Behandlung hängt von der Art des Infektes ab, welche durch eine Analyse unter dem Mikroskop oder im Labor bestimmt wird. «Ziel der Therapie ist immer die Wiederherstellung der gesunden physiologischen Flora», erklärt der Gynäkologe. «Bakterien werden mit Antibiotika behandelt, Pilze mit Antimykotika, gemischte Infektionen zusätzlich mit desinfizierenden Mitteln. Gefährlichere Keime wie Chlamydien sind übertragbar, deshalb sollte unbedingt auch der Partner behandelt werden.»

Gewusst wie

Entscheidend für eine gesunde Flora ist die Genitalhygiene – meist bedeutet dies nicht mehr, sondern weniger! «Die Vulva ist das schützende äussere Genital. Sie sollte nicht täglich mit Seife und Slipeinlagen gereizt werden. Beim Geschlechtsverkehr schützen Kondome, danach sollte der Genitalbereich mit Wasser gereinigt werden. Frauen, die negativ auf Antibiotika reagieren, können vorbeugend Milchsäurestäbchen einführen, diese sind rezeptfrei erhältlich», rät Prof. Günthert. Übrigens, während der Wechseljahre ver­ändert sich der Ort der Infek­tion: Während bei jungen Frauen das Immunsystem noch lernt und Infekte meist in der Vagina auf­treten, verändert sich in den Wechseljahren das Milieu. Aufgrund der geringeren Hormone fallen die Milchsäurestäbchen weg, Pilzinfektionen betreffen dann meist das äussere Genital. Der Frauenarzt rät: «Sollte es in den Wechseljahren zu wieder­kehrenden vaginalen Infekten oder auch Blasenentzündungen kommen, kann eine lokale Behandlung mit einer geringen Dosis Hormone oder mit Milch­säurestäbchen vorbeugen.»