Brust- oder Eierstockkrebs: Kampfansage an den Krebs?

Wenn das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken, genetisch bedingt erhöht ist, besteht die Möglichkeit einer präventiven Radikal-Operation. Ist dies sinnvoll? Und soll man sich testen lassen?
 
Keine Frau unterzieht sich wohl leichtfertig einer Brustamputation oder einer Entfernung der Eierstöcke. Wie hoch ihr Risiko ist, an einer solchen Krebsart zu erkranken, kann ein Bluttest zeigen. Ob er durchgeführt werden soll, muss jedoch gut überlegt sein, denn ein positives Ergebnis kann eine grosse psychische Belastung sein. Für den Test wird das Blut molekulargenetisch untersucht, also eine DNA-Analyse gemacht. Nach sechs bis acht Wochen liegt die Auswertung vor.
 
Wer sollte den Test machen?
Wann macht ein solcher Test Sinn? Dr. Manuela Rabaglio, Oberärztin und Fachärztin für Onkologie an der Klinik für Medizinische Onkologie und des Brust- und Tumorzentrums an der Frauenklinik im Inselspital Bern, erklärt dazu: «Frauen, die nicht erkrankt sind, aber in einer Linie der Familie ein erhöhtes Vorkommen von Brust- und/oder Eierstockkrebs zeigen, können möglicherweise einen vererbten Gen-Defekt haben und sollten über einen Test nachdenken.
 
Im Vorfeld sollte ein Termin in einer spezialisierten Beratungsstelle vereinbart werden. Anerkannte Zentren finden Sie unter www.sakk.ch (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung).» Ist Brust- oder Eierstockkrebs in der Familie oder gar über mehrere Generationen nur selten aufgetreten, spricht man von sporadischem Brustkrebs. Es besteht kein erhöhtes Risiko und kein Grund zu einem Gen-Test.
 
Vererbter Gen-Defekt
Tritt Brustoder Eierstockkrebs in der Familie gehäuft auf, liegt dies möglicherweise an defekten BRCA-Genen (BReast CAncer = Brustkrebs). Allerdings liegt ein Gen-Defekt nur bei 5 bis 10 Prozent aller Erkrankungen vor. Sind die Gene intakt, schützen sie die Zellen vor Krebs. Durch äussere Einflüsse können sie mutieren, wuchern und einen Tumor bilden.
 
Wird ein Gen-Defekt bereits vererbt, ist das Risiko, an Krebs zu erkranken, um ein Vielfaches erhöht. Aber müssen deshalb die Brüste amputiert und die Eierstöcke entfernt werden? «Diese Option wird im Rahmen der Beratung erläutert. Bis zu diesem Entscheid braucht es mehrere Gespräche mit spezialisierten Ärzten und viel Zeit», erklärt Dr. Rabaglio, deren klinische Spezialgebiete Prävention und Risikoerfassung sind. «Vor allem die Entfernung der Eierstöcke vor dem 40. Lebensjahr wird bei nachgewiesener Mutation dringend empfohlen. Studien zeigen, dass diese Operation auch das Brustkrebsrisiko reduziert.»
 
Eine Operation mit Folgen
«Entscheidet sich eine Frau für die Entfernung der Eierstöcke, bewirkt dies eine sofortige Menopause. Die Produktion des Hormons Östrogen ist stark vermindert, und akute Nebenwirkungen wie Wallungen und Stimmungsschwankungen können die Folge sein», weiss Dr. Rabaglio. «Mit der Einnahme von Hormonen können diese gemildert werden. Einer Osteoporose kann durch körperliche Aktivität, gesunde Ernährung oder Medikamente vorgebeugt werden.»
Für die Amputation und den anschliessenden Aufbau der Brüste sind innerhalb von drei bis sechs Monaten im Normalfall zwei Operationen notwendig. In einer ersten wird die Brustdrüse entfernt und provisorisch rekonstruiert, in einer weiteren wird die definitive Rekonstruktion vorgenommen.
  
Auch andere Optionen prüfen
Frauen mit einer BRCA-Mutation haben nebst dem radikalsten Schritt der Operation noch andere Möglichkeiten. Als Mindestmassnahme ist eine engmaschigere Kontrolle zwingend, so Dr. Rabaglio. «Gemäss Studien kann die Einnahme der Antibaby-Pille das Risiko für Eierstockkrebs vermindern und wird bis zu dessen Entfernung empfohlen», sagt die Fachärztin. «Zur Brustkrebsprävention kann in bestimmten Fällen auch eine Chemoprävention, die Einnahme von Medikamenten, eine Option sein.»
 
 
 
Vorsorge bei nicht erhöhtem Risiko

  • ausgewogene Ernährung, regelmässig körperliche Aktivität 3 regelmässig, am besten nach der Menstruation, die Brüste abtasten
  • jährliche frauenärztliche Kontrolle 3 Mammografie ab ca. 40 Jahren
  • Darmspiegelung ab 50 Jahren Zusätzliche Vorsorge bei nachgewiesen erhöhtem Risiko (Gen-Defekt):
  • halbjährliche frauenärztliche Kontrolle 3 halbjährliche Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke und Tumormarker im Blut bestimmen
  • ab 30 Jahren jährlich zum MRI der Brüste