Zart – aber knallhart

Leicht wie ein sanfter Windhauch flattern bald schon erste Schmetterlinge durch die Luft, unter ihnen Zitronenfalter. Die Tiere sind stärker, als 
sie wirken: Sie überwintern im Freien, sogar bei Minusgraden! 

Wunderbare Farbtupfer! Offiziell ist es zwar noch Winter, die ersten Schmetterlinge kündigen aber bald den Frühling an. Zu ihnen gehören 
Zitronenfalter, die jetzt im März schon zu sehen sind. Zweifels­ohne sind die Tierchen sehr hübsch, als altbekannte Zeitgenossen reissen sie aber kaum einen von den Socken. Dabei hätten sie genau das verdient, denn sie vollbringen wahre Meisterleistungen!

Als einziger einheimischer Schmetterling überwintert der 
Zitronenfalter vollentwickelt im Freien. Nicht etwa in Baumhöhlen oder versteckt in einem wärmenden Busch, er hängt ganz 
offen an Blättern und Zweigen. «Der Trick ist, dass sie viel Wasser ausscheiden und dafür natürliche Frostschutzmittel wie Glycerin, Sorbit und Eiweissstoffe einlagern», erklärt Biologin Chantal Derungs vom Papiliorama in Kerzers FR. «So gefriert das Blut nicht, und sie halten Temperaturen bis etwa minus 20 Grad aus. Manchmal liegt im Winter sogar Schnee auf ihnen.»

Nicht nur darin sind Zitronenfalter einzigartig. Im Gegensatz zu ihren Verwandten haben sie stärkere Flügel und eine längere Lebensdauer. Statt nur ein bis zwei Monate werden sie ein Jahr alt. «Das hat mit ihrer extremen Anpassungsfähigkeit zu tun, dass sie Kälte ertragen und Ressourcen zu nutzen wissen, wie jetzt die ersten Blüten», sagt Chantal Derungs.

Dennoch: Wie bei allen Schmetterlingen sind auch die Bestände des Zitronenfalters rückläufig. 
Der schwindende Lebensraum, etwa durch intensivierte Landwirtschaft und Überbauungen, mache ihnen zu schaffen, und 
am schlimmsten seien mit Pestiziden behandelte Pflanzen. Diese seien heute zwar teilweise verboten, das Gift aber kaum abbaubar.

Einen Gefallen kann man den Zitronenfaltern mit der richtigen Bepflanzung tun. Chantal Derungs: «Ihre Raupen legen sie auf Faulbäumen und Kreuzdorn ab. Nektarpflanzen sind beispielsweise Wilder Majoran und Kartäusernelken.» Und was könnte es Schöneres geben, als diese wunderschönen und so starken Tierchen im Garten flattern zu sehen!