Wunderbare Kollegen

Wenn sie stechen, leiden wir. Übel sollten wir das den Bienen aber nicht nehmen – denn sie beschützen bloss selbstlos ihr Volk. Gegen ihren grössten Feind, eine Milbenart, können sie sich dagegen nicht wehren.

 

«Uaah, äs Bienli!!» Diesen Ausruf hört man im Sommer oft – in der Badi, auf der Terrasse oder dem Schulhof. Bienen stechen nun mal ab und zu und haben somit nicht nur Freunde. «Das tun sie aber nur zur Verteidigung. Wenn man sie in Ruhe lässt, machen sie einem auch nichts», sagt Robert Sieber, Vizepräsident des Vereins deutschschweizerischer und rätoromanischer Bienenfreunde VDRB.

Beim Stechen zeigt sich, man glaubt es kaum, eine faszinierende Seite der Honigbiene: ihre soziale Lebensweise. Denn wenn eine Biene sticht, stirbt sie. Sie tut es trotzdem – um ihr Volk zu verteidigen. Da könnte man denken, die Tiere seien bloss Arbeiterinnen, die stupide der Königin folgen. Dem ist nicht so, erklärt der Experte. «Als einzelnes Tier wäre eine Biene nicht lebensfähig. Der Bien aber, so nennt man ein Bienenvolk, funktioniert als Ganzes, ähnlich wie der Organismus eines Säugetieres.» So hat die Gemeinschaft ein Abwehrsystem, kann die Temperatur regulieren und hat eine komplexe Kommunikation, die bewirkt, dass Bienen nie Sinnloses tun und sehr effizient miteinander arbeiten. Selbst ihre Nahrung geht von einem zum anderen, wie sie beim Säugetier durchs Verdauungssystem fliesst.

Die Insekten ernähren sich von Pollen der Pflanzen und Honig, er ist ihr Energielieferant. Aber wie entsteht der feine Brotaufstrich eigentlich, den sie für uns produzieren? «Die Flugbienen entnehmen Pflanzen den Nektar und transportieren ihn im  abgeschlossenen Honigmagen zu den Stockbienen, die ihn untereinander immer wieder weitergeben», sagt Sieber. «Durch die Zugabe von Enzymen und die Reduktion des Feuchtigkeitsgehalts von 80 auf unter 20 Prozent wird der Honig ‹reif›.» Sie lagern ihn dann in den Waben, von wo ihn die Imker ernten.

Ein Riesenthema ist dieses Jahr wieder das Bienensterben. Fast 50  Prozent der Völker, also etwa 100 000, haben den Winter nicht überlebt. Hauptübeltäter ist die Varroa-Milbe. Sie saugt Blut von den Bienenlarven und überträgt so todbringende Viren. Sieber: «Die Zukunft der Honigbienen sieht nicht sehr gut aus, ohne Hilfe der Imker würden sie wohl aussterben.» Gut, dass sie diese Unterstützung bekommen!