Wölfe: Soziale Zeitgenossen

Als Rudeltiere sind Wölfe in der Gemeinschaft am stärksten. Sehr gut sieht man das im Natur- und Tierpark Goldau, wo die Tiere mit Bären 
zusammenleben und ihren Nachwuchs vor ihnen schützen müssen.
  
Sollen Wölfe in der Schweiz ungestört umherstreifen dürfen? Dieses Thema ist immer wieder ein Streitpunkt. Aber nur, wenn es um wild lebende Exemplare geht! Im Natur- und Tierpark Goldau leben Wölfe – zwar im Gehege, aber dennoch so natürlich wie möglich.
 
«Unser Rudel besteht derzeit aus sechs Tieren», erzählt Tierarzt Martin Wehrle. «Letzten Sommer kam ein Jungtier zur Welt, das sich bereits wunderbar integriert hat und auch von der Grösse her den älteren Tieren kaum mehr nachsteht.» Dass alles so reibungslos verlief, ist nicht selbstverständlich, denn schon die Geburt des Wolfes war eine Überraschung: Normalerweise sorgen Leitwolf und Leitwölfin für Nachwuchs, diesmal aber wurde ein rangniedriges Weibchen Mutter. «Wie sie das fertiggebracht hat, wissen wir nicht», sagt Martin Wehrle. «Aber wir gehen davon aus, dass die Leitwölfin es akzeptiert hat, da sie selbst drei Jahre lang keinen Nachwuchs zeugen konnte, dies aber wichtig für den Fortbestand des Rudels ist.»
 
Nicht nur dort zeigt sich die ausgeprägte Sozialkompetenz der Tiere. In Goldau leben die Wölfe in einer Gemeinschaftsanlage mit den Bären, so wie es in der Natur auch funktioniert. Als das Wolfsjunge klein war, zeigte eine Bärin reges Interesse an dem vermeintlich leichten Opfer. Doch kaum näherte sie sich, stellte sich das Rudel vereint gegen die potenzielle Angreiferin. Martin Wehrle: «Da liess sie lieber die Finger von dem Jungen. Verletzte gab es weder da noch zu einem anderen Zeitpunkt.»
 
In Sachen Ernährung müssen die Goldauer Tiere natürlich auch nicht ihrem Jagdtrieb folgen, schliesslich gibt es Futter. Bei den Wölfen ist das hauptsächlich Rindfleisch. So werden Kälber, die bei Bauern der Umgebung totgeboren wurden, abgeholt und verfüttert. Beim Fressen kommen Leitwölfin und Leitwolf als Erste zum Zug, genau wie bei der Fortpflanzung – abgesehen von Ausnahmen wie letztes Jahr. Wie es diese Saison aussieht, ist noch unklar. Gerade ist Paarungszeit, und vielleicht hat die Rudelsführerin ja dieses Jahr mehr Babyglück.