Winterquartier: Bettchen gesucht für bedrohte Tiere

Ein aufgeräumter Garten ist ja ganz hübsch, für zahlreiche, teilweise bedrohte Tiere wäre es aber besser, das Laub liegen zu lassen. Denn Fröschen, Echsen und Co. dient es im Winter als wärmendes Lager.
  
Eine dicke Laubschicht ist wie ein bunter, weicher Teppich – der erst noch schön raschelt. Doch viele Gartenbesitzer sind durch die toten Blätter genervt und sorgen mit Rechen und Laubsaugern für Ordnung. Schade! Denn gerade in der kalten Jahreszeit sind Laubhaufen ein Zuflfluchtsort für unzählige zum Teil bedrohte Tierarten. Insekten, Spinnen, Amphibien und Reptilien, die sich keinen Speck anfressen können, suchen im warmen, feuchten Laubhaufen mit seinen Luftkammern Zuflucht. Sie brauchen ein frostfreies Versteck, um ihre Winterruhe zu halten: So zum Beispiel der Laubfrosch oder die Zauneidechse. «Der Stoffwechsel der Tiere ist dann heruntergefahren, und sie sind sehr träge», sagt Benedikt Schmidt von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch).
 

Wer im Herbst und Winter gärtnert, zwingt die geschwächten Tiere, sich ein neues Plätzchen zu suchen. Ein gefährliches Unterfangen: Amphibien und Reptilien können sich nicht selbst warm halten. Finden sie keinen geeigneten Unterschlupf wie Holzstapel, Erdlöcher, Gewässer oder Komposthaufen, sterben sie den Kältetod. Dabei sind heimische Eidechsen und Frösche ohnehin schon stark gefährdet. Viele stehen auf der Roten Liste.

 
So zählten die Forscher des Karch 2005 ganze 50 Prozent weniger Laubfrösche als in den 80er-Jahren. Einmal in einem sicheren Winterquartier angekommen, haben Echse und Frosch nichts gegen strenge Kälte: Je niedriger die Temperaturen, desto inaktiver ihr Stoffwechsel. Schmidt weiss, dass gerade die warmen Winter den Tieren im Laub schaden: «Dann steigt ihre Körpertemperatur an, und sie verbrauchen mehr Energie. Da die Verdauung aber eingestellt ist, können sie nicht fressen und müssen hungern.» Essbares wäre ja da: Kleine Insekten und sogar Skorpione finden sich im Laubhaufen. Aber keine Angst: Die zwei bis vier Millimeter grossen Moosskorpione sind nicht gefährlich und fressen mit Vorliebe Schädlinge wie Milben und Läuse.
 
All die «Wintergäste» bleiben fünf bis sechs Monate in ihrem Versteck. Sobald die Frühlingssonne wieder lacht, gehen Frosch, Eidechse und Co. wieder ihres Weges. Und hoffen wohl, dass sie dank tierfreundlicher Menschen auch im nächsten Jahr eine sichere Bleibe finden.