Willkommen, ihr Kleinen!

Die «hässlichen Entlein» sind wieder unterwegs! Es ist Brutzeit bei den Höckerschwänen, und schon machen die ersten Küken ihre Ausflüge – mit Mama und auch mit ihrem Papa, was sehr ungewöhnlich ist.

 

Es ist ein traumhafter Anblick! Strahlender Sonnenschein, die Kapellbrücke Luzern und darunter eine Vielzahl Höckerschwäne, die in der Reuss um¬herschwimmen. Kindheitserinnerungen kommen auf: Wie gerne erinnere ich mich noch heute an die Aufregung von damals, wenn wieder einmal ein Schwanenpaar unseren Bootssteg als Nistplatz auserkoren hatte.

Zur jetzigen Jahreszeit sind die Nester aus Holzstückchen, Schilf und anderen Materialien bereits fertiggestellt und bezogen: Die Brutzeit ist in vollem Gang und läuft noch bis Ende Juni. Die jungen Schwäne schlüpfen nach 34 bis 38 Tagen und werden bald schon zahlreich auf unseren Gewässern zu sehen sein – mit Mama und auch mit Papa. Bei anderen Tierarten haben die Männchen oft überhaupt nichts mit der Aufzucht ihrer Kinder zu tun, bei Schwänen ist das anders. Die Paare binden sich auf Lebenszeit und kümmern sich bis zum Flüggewerden gemeinsam liebevoll um ihre Kleinen. Als Nestflüchter können sie von Anfang an schwimmen und machen schon kurz nach dem Schlüpfen erste Ausflüge – unter strenger Beobachtung ihrer Eltern, versteht sich. Diese sind beschützerisch und können gegenüber potenziellen Gefahren, wie Menschen, auch aggressiv werden, weshalb man sich ihnen nicht nähern sollte. Herzig anzuschauen ist, wenn das Weibchen seinen Nachwuchs zwischen den Schwingen auf dem Rücken trägt: als Schutz vor Jägern wie grossen Hechten, die nur auf solche Leckerbissen warten.

Auch wenn die Schwäne dann nach vier bis fünf Monaten selbstständig sind, sieht man ihnen
ihre Jugend noch an: Ihr weisses Erwachsenengefieder bekommen die noch dunklen, «hässlichen Entlein» erst später, werden erst in rund einem Jahr zum «schönen Schwan». Zwei bis drei Jahre später können sie dann selber Eltern werden.

Der Bestand der Höckerschwäne am Vierwaldstättersee ist laut Schweizerischer Vogelwarte Sempach leicht angestiegen. Für brütende Schwäne ist das nicht nur positiv, denn sie brauchen ein grosses Brutterritorium, das ihnen die jüngeren, nicht brütenden Schwäne wegschnappen. Von diesen gibt es in der Stadt Luzern grosse Gruppen. Sie tummeln sich wohl wegen der intensiven Fütterung dort. Diese wäre eigentlich gar nicht nötig, auch weil ihre Ernährung dadurch zu einseitig wird und Ratten angezogen werden. Zudem ist es schliesslich auch ohne Brottüte in der Hand ein Genuss, die anmutigen Tiere zu beobachten – besonders natürlich, wenn sie ihre Jungen dabei haben.