Wildtiere im Glück?

Milde Temperaturen machen das Überleben in der Natur leichter – könnte man meinen. Das stimmt nur teilweise! So freuen sich Hirsch und Reh über den warmen Winter. Bei Igeln sieht es anders aus.
 
Sonnenschein, wenig Schnee, mildes Wetter: Der Winter hat sich dieses Jahr rar gemacht, zumindest in den tieferen Lagen. Viele Leute finden das toll, aber wie sieht es in der Tierwelt aus? «Es ist artspezifisch. Für einige Tierarten ist es hilfreich, für andere ist es nicht unbedingt optimal», sagt Wildtierpflegerin Ramona Kunz von der Stiftung Wildstation Landshut in Utzenstorf BE, wo kranke und verletzte Wildtiere gepflegt und wieder ausgewildert werden.
 
Zu den Gewinnern der Wetter-Situation gehören beispielsweise Rehe, Hirsche oder Wildschweine. Sie führen derzeit ein recht 
angenehmes Dasein, da ihnen die Futtersuche erleichtert wird. Sie bräuchten viel mehr Energie, wenn sie auf der Suche nach 
etwas Fressbarem durch eine Schneedecke stapfen müssten. Auch Greifvögel wie Mäusebussarde und Turmfalken können erfolgreicher Beute schlagen als in strengen Wintern.
 
Anders bei Igeln: Im Moment wachen durch die Wärme viele von ihnen auf, finden dann aber wenig Futter. Ramona Kunz: «Wir bekommen täglich sehr schwache und kranke Igel-Patienten, denen wir eine zweite Chance zu geben versuchen.» Über 40 Igel überwintern derzeit in Spezialquartieren der Wildstation, nachdem 
sie zunächst behandelt und auf­gefüttert worden waren. Für den Winterschlaf, der für ihr biologisches Gleichgewicht sehr wichtig ist, benötigen sie ein ausreichendes Gewicht. Hoffnungslose Fälle müssen jedoch durch die Tierärztin eingeschläfert werden, denn kranke Tiere haben in der Natur keine Überlebenschance. Dort hätte eine natürliche Selektion stattgefunden.
 
Wer Fragen zum Umgang mit kranken oder verletzten Wildtieren hat, kann die Stiftung Wildstation Landshut (www.wildstation.ch) in Utzenstorf kontaktieren. (Notfallnummer: 032 665 38 93). Notfälle können zudem auch direkt in die Station eingeliefert werden. Wer grössere verletzte Wildtiere entdeckt, sollte sich an den Wildhüter der Region wenden.