Wildschweine: Kleine Rasselbande

Gleich 19 Frischlinge toben im Wildnispark Zürich umher – und erfreuen die Besucher. Wildschweine in freier Natur haben da weit weniger Fans,  da aus den süssen Mini-Grunzern einmal ziemliche Rabauken werden. 
  
Da wird gegrunzt, gewühlt und gespielt! Im Wildnispark Zürich ist viel los. Vor allem in einem Gehege im Langenberg: 19 junge Wildschweine kamen dort vor sieben Wochen zur Welt. «Wir haben jedes Jahr Nachwuchs, aber so viele sind aussergewöhnlich», sagt Mediensprecher Martin Kilchenmann.
 
Die Frischlinge haben den gleichen Vater, aber drei verschiedene Mütter. Weil es Streitereien gab, vermutlich wegen der vielen Jungtiere, wurden sie anfangs voneinander getrennt. Normalerweise leben aber alle in einer
Rotte, einer Art Grossfamilie. Kilchenmann: «Wildschweine haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Die Rotte wird von einer Bache, also einem Weibchen, geführt, und die Tiere schauen sehr gut zueinander. Ausgewachsene Keiler leben als Einzelgänger.»
 
Die Wildschweine im Langenberg haben einen Waldteil zur Verfügung, wo sich die Frischlinge austoben können – und das tun sie. «Sie graben fleissig den Waldboden um, lernen dabei von den Müttern, wo die guten Futterstellen sind.» Wildschweine sind Allesfresser, suchen grabend nach Wurzeln, Würmern, Insekten und Co. Und können dabei ihre Umgebung ziemlich umgestalten. 
 
Verständlich, sind sie bei Landwirten unbeliebt. Eine Rotte, die sich auf einem Feld austobt, kann es in einer Nacht praktisch zerstören. «In der Schweiz liegt der Wildschwein-Bestand bei etwa 8000 Tieren», sagt Martin Baumann vom Bundesamt für Umwelt. «Die Zahl verdoppelt sich aber, wenn bis Juni alle Frischlinge auf der Welt sind.» Wildschweine kommen vor allem in der Nordschweiz vor. Im Aargau seien 2013 Rekordschäden von 800 000 Franken entstanden. «Sie müssen deshalb stark bejagt werden. Dennoch: Ihr Sozialverhalten, die Intelligenz – sie gehören zu den spannendsten Wildtieren überhaupt. Und sind übrigens so gelehrig wie Hunde, wenn auch nicht so auf den Mensch bezogen.»
 
Dass sie auch neugierig sind, sieht man im Wildnispark Zürich. Im begehbaren Gehegeteil kann man sie unmittelbar und aus nächster Nähe erleben. Und sie beobachten uns ebenfalls, kommen dabei sehr nahe. Die 19 Jungtiere sind aber nicht dort. Sie sind genug damit beschäftigt, die Wildschwein-Welt zu entdecken!