Wiedehopf: Ein hübsches Kerlchen

Mit seinem schönen Kamm und dem bunten Gefieder sieht er nicht 
gerade einheimisch aus, doch der Wiedehopf ist hier zu Hause. Und dank ein bisschen menschlicher Hilfe vermehrt er sich sogar fleissig.
 
Punkfrisur, orange-schwarz-weisses Federkleid: Der Wiedehopf wirkt, als wäre er direkt aus den Tropen angereist. Aber er ist hier zu Hause – und fühlt sich so wohl wie lange nicht mehr. Noch in den Fünfzigerjahren war er in der Schweiz weit verbreitet. Doch um die Jahrtausendwende war er fast nur noch in Graubünden, dem Wallis und im Tessin anzutreffen. Jetzt zieht es ihn immer weiter in den Norden. «Der Wiedehopf brütet heute auch wieder im Rheintal bis über Sargans hinaus, entlang des Jurasüdfusses bis in die Bielersee-
Region und vereinzelt in den Kantonen Zürich und Schaffhausen», erzählt Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach.
 
Um sich wohlzufühlen, braucht der Vogel hauptsächlich zwei 
Dinge: Futter und Brutplätze. Er ernährt sich vor allem von grossen Insekten wie etwa Maulwurfs­grillen, aber auch von Engerlingen. «Mit seinem langen Schnabel sucht er im Boden nach Nahrung», sagt Michael Schaad. «Er mag es deshalb nicht, wenn die Vegetation zu hoch wächst. Ihm fehlt dann der Überblick, und Feinde, wie zum Beispiel den 
Marder, sieht er nicht kommen.»
 
Die Tiere brüten in Baum­höhlen und Nischen. Die beliebtesten Brutplätze waren lange Hochstamm-Obstgärten. Mit deren Verschwinden, verschwand auch der Wiedehopf. Dass es ihm heute besser geht, ist der Vogelwarte Sempach, dem Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz und dem Bundesamt für Umwelt zu verdanken. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern haben sie weit über 1000 Nistkästen aufgehängt, die die Vögel gerne annahmen.
 
In den nächsten Monaten stehen die «Häuser» trotzdem leer. «Ab in den Süden!», heisst es für die Tiere. Die älteren Vögel sind bereits abgeflogen, die jüngeren ziehen in diesen Tagen nach. 
Der Weg ist weit: Es geht in die 
Sahelzone, das Gebiet südlich 
der Sahara. Dort geniesst der 
Wiedehopf die Sonne und das 
üppigere Nahrungsangebot. Bis er im Frühling wieder zurück nach Hause kommt – und in der hiesigen Vogelwelt wieder für einen exotischen Farbklecks sorgt.