Das grosse Klappern

Während sie vor knapp 70 Jahren in der Schweiz noch ausgestorben waren, gibt es heute hier mehr Weissstörche denn je. Dass ihr Bestand wächst, liegt vor allem daran, dass sie im Winter statt nach Afrika nur nach Spanien fliegen – zu den dortigen Mülldeponien.

Ihr Gefieder, die Grösse: Weiss­störche sind beeindruckend. Und gerade derzeit ist ihr Klappern, das sie u. a. einsetzen, um Kon­kurrenten zu imponieren und Partner zu begrüssen, vielerorts zu hören. «Sie sind aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt, haben ihre Nester bezogen und meist schon Hochzeit gefeiert», sagt Peter Enggist, Geschäftsführer von Storch Schweiz. «Teilweise bebrüten sie schon die ersten Eier.»

Lange wurde angenommen, dass Störche monogam leben, was laut dem Experten aber nicht der Fall ist. Dass sich oft dieselben Paare wiederfinden, liegt daran, dass sie im Normalfall zu ihren alten Nestern zurückkehren und so auf ihren letztjährigen Partner stossen. Nicht gerade romantisch, aber dennoch: Familie Storch funktioniert gut und gleich­berechtigt. Die Paare bebrüten ihre Eier gemeinsam, kümmern sich nach einem Monat zusammen um die geschlüpften Jungtiere.

Die Vögel vermehren sich bestens, dabei waren sie 1950 noch ausgestorben. Dank dem Wiederansiedlungsprojekt von «Storchenvater» Max Bloesch (†1997) kehrten sie einst zurück, und der Bestand steigt stetig. «2015 gab es in der Schweiz 389 Brutpaare», sagt Enggist. «So viele wie noch nie, nicht einmal vor 100 oder 200 Jahren.»

Im Gegensatz zu Osteuropa, wo es umgekehrt ist, sind für die westeuropäischen Störche die Gefahren rückläufig: Strom­leitungen werden so gebaut, dass den Vögeln weniger passiert, zudem kommen ihnen die Be­strebungen, die Landwirtschaft vermehrt zu extensivieren, zu­gute. Hauptgrund für die Zunahme der Störche ist aber, dass ein Grossteil nicht mehr in Zentralafrika überwintert. Viele verhungerten beim Flug über die Wüste oder wurden ihres Fleisches wegen getötet. Heute geht die Reise oft nur noch bis Spanien: Sie haben die dortigen offenen Mülldeponien als Futterquelle entdeckt. «Allerdings verschwinden diese nach und nach. Noch ist nicht absehbar, wie sehr das die Störche treffen wird», erklärt Enggist. «Wir hoffen natürlich, dass sie es schaffen, sich den neuen Begebenheiten anzupassen.» Damit das grosse Klappern munter weitergeht!