Wasseramsel
Piepmatz mit Spezial-Talent
Der «Vogel des Jahres 2017» ist ein einzigartiges Kerlchen: Selbst reissende Flüsse oder Bäche sind für die Wasseramsel auf der Nahrungssuche kein Hindernis, denn sie kann bestens schwimmen und tauchen. Deshalb ist sie Botschafterin in Sachen Gewässer.
Platsch! Ohne zu zögern stürzt sich der Vogel in den reissenden Bach. Wagemutig? Vielleicht. Auf jeden Fall aber sehr besonders! Die Wasseramsel ist der einzige Singvogel, der nicht nur gut schwimmen, sondern auch bestens tauchen kann. «Sie fliegt sogar durch Wasserfälle hindurch, nistet gelegentlich dahinter», erzählt Stefan Bachmann von der Naturschutzorganisation BirdLife Schweiz (www.birdlife.ch), die das Tier zum «Vogel des Jahres 2017» ernannt hat.
Die Wasseramsel kommt schweizweit an Bächen und Flüssen vor, es gibt laut Vogelwarte Sempach 2000 bis 5000 Brutpaare. Die Tauchkünste sind bei der Nahrungssuche gefragt: Auf dem Speisezettel der Vögel stehen hauptsächlich die Larven von Mücken und Fliegen, die sie unter Steinen im Wasser finden. Sie fressen unter anderem aber auch Krebstierchen, Wasserinsekten, Wasserschnecken und erbeuten gelegentlich sogar mal einen kleinen Fisch. Ihr Körper ist bestens für die Tauchgänge gerüstet: Die Knochen sind schwer, die Flügel kurz und können daher gut zum Rudern eingesetzt werden.
Als «Vogel des Jahres» soll die Wasseramsel auf die Wichtigkeit von Gewässern im Siedlungsraum und deren Schutz hinweisen. «Viele kleinere Flüsse und Bäche im Kulturland haben durch den Einsatz von Dünger und Pestiziden eine schlechte Wasserqualität», erklärt Stefan Bachmann. «Eine Verbesserung hilft nicht nur der Wasseramsel, sondern auch vielen anderen Tieren.»
Auch die Renaturierung von verbauten Flüssen ist wichtig. An kanalisierten Flüssen finden Wasseramseln keine Nistplätze. Sie bauen ihre Kugelnester in Nischen und kleinen Höhlen, die sie, wie erwähnt, manchmal auch hinter Wasserfällen finden. Für diejenigen, die nicht das Glück haben, in solch idealer Umgebung mit vielen Nistmöglichkeiten zu leben, sind Nistkästen eine einfache und nützliche Hilfe. Bachmann: «Besonders wichtig ist aber das Nahrungsangebot im Fluss.» Weiter mögen die agilen Vögel grössere Steine im Wasser, von denen aus sie jagen können. Im Grossen und Ganzen fühlen sich die Wasseramseln hierzulande zum Glück aber recht wohl – der Titel «Vogel des Jahres» soll helfen, dass das so bleibt.