Vögel mit Glück im Unglück

Für den WWF gehören sie zu den Gewinnern 2016, denn Graupapageien werden in Zukunft stärker geschützt. Das ist nötig geworden, weil sie als Haustiere so beliebt sind. Auch bei uns in der Schweiz.

Grau und unscheinbar? Keineswegs – trotz seines für einen Exoten fast eintönigen Federkleides. Die rote Schwanzspitze, die verschiedenen Schattierungen: Der Graupapagei ist ein hübscher Geselle.  Und ein beliebtes Haustier, wie Walter Mägerli erzählt. Er ist Präsident des Verbandes Exotis, der sich für verantwortungsvolle Vogelhaltung einsetzt. «Nebst ihres Aussehens sind Graupapageien – die übrigens paarweise gehalten werden müssen – angenehme Zeitgenossen, zutraulich und bisweilen anschmiegsam.»

Diese Beliebtheit hatte für die in Afrika heimischen Vögel in der Vergangenheit allerdings nicht nur Gutes. Obwohl sie zu den am häufigsten gezüchteten Tieren gehören, ist die Nachfrage laut WWF so gross, dass sie in freier Wildbahn gefangen und illegal als Zuchttiere deklariert und verkauft werden. «Von 1982 bis 2014 wurden über 1,3 Millionen wild lebende Graupapageien gehandelt», erklärt Corina Gyssler von WWF. «Der Bestand wird heute auf noch 120 100 bis 259 000 Vögel geschätzt.» Das klingt nach viel, ist es aber nicht: Sie sind stark gefährdet. Auf der «Gewinner/Verlierer-Liste 2016» des WWF stehen sie trotzdem auf der Sonnenseite, denn sie haben Glück im Unglück: «Graupapageien wurden an der Artenschutzkonferenz in die höchste Schutzkategorie aufgenommen, wodurch Handelskontrollen nun besser werden und Betrug erschwert wird.»

Wie WWF rät auch Exotis-Präsident Mägerli, bei der Anschaffung die Augen offen zu halten und statt im undurchsichtigen Internet direkt bei einem Züchter zu kaufen, wo man sich gleichzeitig auch über die Bedürfnisse der Graupapageien informieren kann. «Die Haltung wird oft unterschätzt», erzählt der Experte. «Das fängt schon bei der Ernährung an, die ausgewogen mit Obst und Gemüse sein muss, ein paar Körnchen reichen nicht.» Zudem brauchen sie viel Platz sowie Beschäftigung. Die Tiere sind intelligent und lernwillig. So funktioniert beispielsweise Klicker-Training bei ihnen, was u. a. das Einsteigen in die Transportbox enorm erleichtern kann. Können sie nicht auch reden? Mägerli: «Nicht, wenn sie artgerecht aufgezogen wurden. Unsere Worte lernen sie nur, wenn sie von Anfang an von Artgenossen isoliert wurden.» Dann doch lieber ein glücklicher, nicht sprechender Vogel. Freude macht auch der. Und das – was bedacht werden sollte – ziemlich lange: Graupapageien werden bis zu 40 Jahre alt!

Gewinner und Verlierer

Nebst dem Graupapagei gehören Tiger, Adelie- und Kaiserpinguine laut WWF zu den Gewinnern 2016, ihr Schutz wurde erhöht. Gut geht es aber auch der Kirschessigfliege, einem Schädling, und dem exotischen Feuerfisch, der im Mittelmeer das ökologische Gleichgewicht durcheinanderbringt. Verlierer sind Löwen, Giraffen, Savannenelefanten und Walhaie, deren Bestände sinken.