Über 5 Kilo Bambus pro Tag

Der Kleine ­Panda führt ein ruhiges ­Leben. Ist er nicht am Futtern, schläft er. Mit gutem Grund, denn er frisst nur nährstoffarmen Bambus.

Hab ich da etwa Rosinen gehört? Ein Plüschohr ploppt aus der zusammengerollten Fellkugel. Langsam streckt sich der Kleine Panda im Zoo Zürich, gähnt und klettert ganz sachte den Baum hinab. «Bei Wiibeeri wird er fast immer munter.» Sein Pfleger Andreas Thalmann grinst.

Inzwischen hat Panda-Männchen Liang die Früchtchen erreicht: Behutsam futtert er eins ums andere. Stress scheint dem Kerl fremd zu sein. Mit Grund, denn in seinem ursprünglichen Lebensraum, dem Bambuswald des Himalaja, frisst er fast nur Bambus. Das hat Vor- und Nachteile: Die Schösslinge wuchern zwar immerzu und überall, doch sie sind sehr nährstoffarm. Kommt hinzu, dass der pflanzenfressende Kleine Panda noch immer den Verdauungstrakt seiner fleischfressenden Ur-Vorfahren besitzt. Die Mikroorganismen, die für schwer verdauliche Pflanzenkost zuständig sind, fehlen.

Da ist es durchaus sinnvoll, nur im Notfall mehr Energie zu verbrauchen, als er aufnehmen kann. Schon so muss das katzengrosse und um die 5 kg schwere Tier täglich massenhaft Grünzeug in sich reinstopfen: über 1,5 kg frische Blätter und gut 4 kg Sprossen – mehr als sein Körpergewicht!

Damit er dem Blattwerk so viele Nährstoffe wie möglich entziehen kann, hat er einen massiven Schädel mit breiten Jochbögen; beides garantiert den Kaumuskeln genügend Stabilität. Abgerundet wird seine Ausrüstung von stark gezackten Zahnoberflächen.

Bevor der Panda die Blätter zwischen den Mahlwerkzeugen hat, muss er sie allerdings vom Stängel abstreifen, kein einfaches Unterfangen beim zähen Bambus. Auch dieses Problem hat die Evolution gelöst: mit einem verlängerten Handgelenkknochen. Dieser «sechste Finger» übernimmt die Funktion des Daumens.

Wie akkurat das funktioniert, zeigt Züri-Panda: Kleinere Häppchen klaubt er mit seinen Schneidezähnen vom Ast, für Blätter, Triebe etc. benutzt er seine Tatze und steckt sie sich ins Maul.

Bald hat Liang genug: Er klettert zu seinem Lieblingsplatz – dösend lässt es sich besser verdauen.