Zauberhafte «Federbällchen»

Jeden Frühling erfreuen sie die Spaziergänger am See: Stockenten mit ihren Küken. Oft haben die Kleinen schon grosse Abenteuer hinter sich − weil ihre Mütter sie auf Balkonen und Dächern ausbrüteten. Nett gemeint von den Mamis, aber oft nicht ganz optimal!

Schön beim Mami bleiben! Flauschige Entenbabys, die brav ihrer Mutter hinterherpaddeln, sind immer wieder herzig − und in den nächsten Wochen oft zu sehen. Stockenten brüten zwischen März und Juli. Das Männchen bleibt anfangs zwar in der Nähe des Nestes, Brut und Aufzucht ist aber Weibchen-Sache.

Um Gefahren zu vermeiden, suchen sie sich geschützte Plätze für ihr Nest − versteckt am Ufer, wo die Vegetation üppig ist, oder in der Höhe, wo sie vor Fuchs und Marder sicher sind. Beliebt sind allerdings nicht nur verlassene Krähennester und Greifvogelhorste, sondern auch Balkone und Flachdächer. «Dass sie dort brüten, ist grundsätzlich kein Problem», sagt Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach. «Nach dem Schlüpfen aber kann es schwierig werden.» Die Küken sind Nestflüchter: Kaum auf der Welt werden sie von der Mutter bereits im Entenmarsch zum Wasser geführt. «Da die noch flugunfähigen ‹Federbällchen› so leicht sind, werden sie beim Herunterspringen nicht verletzt, doch Strassen sind gefährliche Hindernisse. Sehr oft kommen sie aber gar nicht so weit.»

Balkone und Dächer sind häufig so gesichert, dass es für die Entenbabys kein Durchkommen gibt. Weil die Mutter sie nicht füttert, bedeutet das ihren Tod – man kann aber helfen. Damit die Rettungsaktion klappt und die Entenmutter ihre Kleinen nicht verstösst, müsse man nach einer klaren Reihenfolge vorgehen, erklärt Schaad: «Erst fängt man die Mutter mit einem Tuch ein, dann setzt man die Küken in eine Kiste und bringt alle ans Wasser. Freigelassen werden erst die Küken, dann die Mutter.» Wer sich das Einfangen nicht zutraut, kann beim Wildhüter um Hilfe bitten.

Ist die Entenfamilie erst mal im Wasser, geht es mit den jungen Entchen schnell voran. Von Anfang an fressen sie selbstständig: Insektenlarven, Samen, kleine Schnecken. «Gefährlich können ihnen grosse Fische oder Greifvögel werden, generell stehen ihre Überlebenschancen aber gut», sagt Schaad. «Mit etwa acht Wochen sind sie flugfähig und werden bereits aus der Obhut der Mutter entlassen. ‹Ente gut, alles gut›, könnte man sagen.»