Starke Eidechsen-Babys

Der warme Sommer hat dafür gesorgt, dass Eidechsen – die in der ganzen Schweiz leben – früher Nachwuchs bekommen. Die Kleinen sind direkt nach der Geburt auf sich gestellt.

Und schwups, ist sie unter dem Gartenmöbelchen verschwunden. Eine Eidechse! In der Stadt Zürich! Doch eigentlich ist das gar nicht so erstaunlich: Die Tiere kommen in allen Regionen des Landes vor. Der heisse Sommer müsste ihnen doch gefallen. Oder nicht? «Haargenau kann man das nicht sagen, denn der Wassermangel kann 
ihnen auch zusetzen», sagt Andreas Meyer von der Koordina­tions­stelle für Amphibien- und Reptilien­schutz in der Schweiz (karch). «Grundsätzlich aber ­kommen ­ihnen als wechselwarme Tiere die hohen Temperaturen ­sicher ent­gegen. Sie brauchen Sonne, um ihren Körper warm zu halten. Dieses Jahr sind die Jungtiere auch bereits im Juli geschlüpft, was ausgesprochen 
früh ist und für die Fortpflanzung sehr positiv.»

Es gibt vier Eidechsen-Arten in der Schweiz: Die Zauneidechse lebt vor allem im Deutschschweizer Mittelland, die Waldeidechse in den Bergen und die seltene Smaragdeidechse in den südlichen Landesteilen. Die Mauereidechse hat sich im letzten Jahrzehnt von der Süd- und Westschweiz her stark aus­gebreitet.

Während die Waldeidechse lebende Jungtiere zur Welt bringt, legen die anderen drei Arten Eier, die sie an sicheren Stellen – etwa unter Steinplatten oder in Erd­löcher – ablegen. «Die Eier überlassen sie sich selbst», erzählt ­Andreas Meyer. «Je wärmer die Temperaturen, desto schneller schlüpfen die Jungtiere. Sie sind von der ersten Minute an auf sich gestellt. Dasselbe gilt auch für den Nachwuchs der Waldeidechse.»

Klein wie ein Streichholz sind die Eidechsen-Babys, wissen aber genau, was nach der Geburt auf dem Programm steht: fressen und stark werden! Die Tiere ernähren sich von Wirbellosen wie Insekten, Spinnen oder Würmern. Dass sie dieses Jahr früher geschlüpft sind, kommt ihnen zugute. Andreas Meyer: «So haben sie mehr Zeit, um sich vor der Winterruhe Energie anzufressen. Sie beginnt etwa in der zweiten Oktoberhälfte und dauert bis zum Frühling. Die Eidechsen suchen sich frostfreie Quartiere und fahren ihre Körperfunktionen aufs Minimum herunter.»

Laut dem Experten geht es den Eidechsen in der Schweiz durchzogen. Smaragd- und Zaun­eidechse leiden unter unserer moder­nen Kulturlandschaft, ihr Lebensraum schwindet. Die Bestände der Waldeidechse, die in den Bergen ihre Ruhe hat, und der anpassungsfähigen Mauereidechse seien dagegen hoch, sie fühlen sich hier pudelwohl.