Spitalkatze Josh: «Ich habe mich durchgesetzt»

«Grüezi, wie geht es Ihnen?» Eine Frage, die oft nur rhetorisch ist. Aber die GlücksPost hört hin. Sie gibt den unterschiedlichsten Persönlichkeiten eine Plattform und will wissen, wie sie sich fühlen. Diese Woche: Josh (13), Spitalkatze im See-Spital, Kilchberg ZH.
 
Mir geht es sehr gut. Schauen Sie nur die vielen Menschen an, die in meinem Wohnzimmer sind. Alle setzen sich zu mir und viele wollen mich streicheln. Ich glaube, das beruhigt sie, wenn sie mir die Haare glattstreichen. Natürlich gefällt es mir auch, bis zu einem gewissen Grad. Werden sie aber zu aufdringlich, dann geh ich nach draussen oder hinter die Reception, dort ist das Postbüro und mein Fressnapf. Ich erinnere mich noch genau,wie ich hier im Alter von drei Jahren ankam. Am alten Ort hat es mir nicht mehr behagt, also habe ich mir eine neue Bleibe gesucht. 
 
Als ich im Jahre 2002 zum ersten Mal das Spital betrat, haben viele gestaunt. Natürlich wollte man mich gleich wieder loswerden. Die dachten wohl, eine Katze habe in einem Spital nichts verloren. Doch ich entschloss mich, hierzubleiben, und so spielten wir einige Zeit ein Spiel. Sie setzten mich vor die Tür, ich kam wieder herein. Das ging eine ganze Zeit lang so, aber ich gewann! 
 
Manhatte meinen Willen endlich akzeptiert und hiess mich willkommen. Sogar der ehemalige Spitaldirektor, der eine Katzenhaar-Allergie hatte, war überzeugt, dass dies nun mein neues Zuhause sei. Die Menschen reagieren erfreut,wenn ich sie begrüsse, und auch die Angestellten in diesemHaus sind immer sehr höflich zu mir. Sie wissen auch, das ‹Umebäbele› mag ich gar nicht. 
 
Als man die alte Polstergarnitur auswechselte, durfte ich als Einziger meinen Stuhl behalten. Direktor Humbel liess sogar eine Decke für mich sticken, damit allen klar war, dass dies mein Besitz ist. Seither hat es auch niemand mehr gewagt, darauf zu sitzen. Wenn ich dort liege, habe ich viel Zeit, die Menschen zu beobachten. Einige bleiben erstaunt stehen, andere starren mich lange an. Was sie wohl denken mögen? Andere, meist junge Menschen, knuddeln gerne, und ich lasse es zu. Wenn es ihnen guttut, dann freut es mich auch. 
 
Es gibt Menschen, die kommen extra wegen mir ins Spital, nur um mich zu sehen. Und wenn ich dann zufällig draussen bin, sind sie ganz enttäuscht. Manchmal bringen sie sogar Geschenke mit, oder Geld, das für mich verwaltet wird. Je mehr Menschen hier sind, umso wohler fühle ich mich. Seit Neuestem habe ich auch ein Katzentürli, aber eigentlich brauche ich es nicht. Ich habe nämlich herausgefunden, dass wenn ich mich im Eingangsbereich ein paar Mal um mich selber drehe, die Türe von alleine aufgeht. 
 
                    
ZUR PERSON
Name: Josh (Kater) 
Geburtstag: Sommer 1999
Familie: 400 Menschen 
Beruf: Spitalkatze
Was ich liebe: Am Morgen vom Personal begrüsst zu werden
Was ich nicht mag: Herumgetragen werden