Rothirsche und Murmeli: Ganz schön eifrig!

Im Schweizerischen Nationalpark sind zwei Tierarten derzeit besonders aktiv: Rothirsche und Murmeli. Die einen geben bei der Brautwerbung vollen Einsatz, die anderen streben nur nach einem kuscheligen Bett.
  
Augen offen halten! Für aufmerksame Wanderer gibt es im Schweizerischen Nationalpark im Engadin derzeit viel zu sehen, denn in der dortigen Tierwelt ist einiges los! Während wir gemütlich durch die Natur streifen, sind die Murmeltiere im Stress: Das Bettchen muss gerichtet werden, denn Ende September sagen sie schon Gute Nacht. «Sie sind im Moment am Heuen», erzählt Hans Lozza vom Nationalpark. «Sie sammeln trockene Gräser und polstern ihren Bau damit vollständig aus, sodass nur noch wenig Luft bleibt. Das hält die Kälte ab.» Ebenfalls der Wärme wegen schlafen sie auch eng an ihre Familie gekuschelt. Ohne diese Gemeinschaft hätte ein Murmeltier praktisch keine Chance, den Winterschlaf zu überstehen.
 
Da die Tiere bis etwa Mitte April, wenn sie wieder aufwachen, weder essen noch trinken, haben sie sich bereits viel Speck angefressen. Rund 1,5 Kilo werden sie in den nächsten Monaten verlieren, was etwa einem Drittel ihres Körpergewichts entspricht. «Im Frühling merkt man dann schon, dass die ‹Kleider schlackern›», sagt Hans Lozza. «So ein Winterschlaf ist eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod.»
 
Während die Murmeli unter die Erde verschwinden, steigen die männlichen Rothirsche nur höhenmässig ab – und stürzen sich ins Gefecht! Es ist Brunftzeit, was Besucher des Nationalparks sehr gut beobachten können. Die Hirsch-Stiere leben den ganzen Sommer über in friedlichen Rudeln. Doch Anfang September kommt Unruhe auf: Das Rudel löst sich auf, die Stiere suchen sich ein Harem und verteidigen es gegen die Nebenbuhler. Im Kampf um die Damen heisst es: Mann gegen Mann! 
  
Mit ihren Geweihen donnern die Tiere gegeneinander, röhren lautstark und schenken ihren Gegnern nichts. Es ist zwar nicht an der Tagesordnung, aber es gibt bei diesen Duellen jedes Jahr auch Todesfälle. Nur die Stärksten schaffen es, sich ein Harem zuzulegen. «Und ob der Hirsch es dann auch halten kann und es zur Paarung kommt, liegt am Schluss dennoch bei den Weibchen, die ihre Verehrer auch abweisen, wenn diese ihnen nicht passen», erzählt Hans Lozza. «Den Verlierern bleibt am Ende nur, auf bessere Zeiten zu hoffen.»