Rentiere: Robuste Nordlichter

Zu Hause sind sie in Gegenden wie Sibirien, wo eisige Kälte herrscht. Doch auch im Berner Oberland fühlen sich Rentiere wohl. Und obwohl sie äusserst robust sind, finden sie Schnee gar nicht so toll.
 
Vor allem als Deko-Artikel sieht man sie in der Vorweihnachtszeit oft: Rentiere. Schliesslich sind sie, so heisst es in einigen Kulturen, die Begleiter von Weihnachtsmann oder Nikolaus. An der Seite des Schweizer Samichlauses sind sie allerdings kaum unterwegs. Im Berner Oberland aber kann das schon vorkommen! Nicht, dass dort die Bräuche anders wären, aber in Aeschi sind nun mal 14 Rentiere zu Hause. 2009 erweiterte die Familie Luginbühl dort ihre Lamaund Alpaka-Zucht. «Die Idee dahinter war, eine RentierVermietung zu betreiben», erzählt Arnold Luginbühl.
 
«Sie werden meist für Events oder Messen gebucht.» Die Vierbeiner fühlen sich im Berner Oberland wohl, obwohl sie ursprünglich aus kälteren Gefielden stammen, etwa in Norwegen, Grönland oder im Norden Russlands vorkommen oder gehalten werden. In Sibirien etwa gibt es Nomadenvölker, die mit ihren Rentierherden Hunderte von Kilometer durchs Land ziehen, wobei es nachts kälter als minus 30 Grad werden kann. Für diese Menschen sind die widerstandsfähigen Tiere das Lebenselixier. «Sie sind alles für uns. Sie geben uns Nahrung und Kleidung, sie transportieren uns. Sie sind unser ganzes Leben. Es gibt nichts Wichtigeres. Wir brauchen kein Gold. Die Rentiere sind unser Gold», sagte etwa Nomade Alexej zur deutschen «Zeit». Es werde aber immer schwieriger, ihr Fleisch zu verkaufen, da ausländische Produkte wie Rind und Schwein populär seien.
 
Auch Luginbühls mussten kürzlich eine alte Stute metzgen, das Fleisch sei hervorragend. Ihre jüngeren Kollegen haben das aber nicht zu befürchten, sie sind entweder als Miet-Tiere im Einsatz oder können das Leben auf der Weide geniessen. Wenn sie nicht gerade fressen, rennen sie gerne herum. Arnold Luginbühl: «Sie sind schon eher wild, keine Kuscheltiere. Und eigenwilliger als unsere Lamas und Alpakas.»
  
 
Doch so aktiv und zäh sie auch sind, sie haben offenbar auch eine «verweichlichte» Seite. Man könnte denken, die Nordlicher freuen sich über Schnee. Doch da hat Arnold Luginbühl Zweifel: «Ich habe den Verdacht, dass sie keinen grossen Spass daran haben. Wenn Schnee liegt, machen sie es sich im Stall bequem oder drängen sich allesamt auf die Stellen, die mit Stroh ausgelegt sind.»