Raubtierchen mit Kämpferherz

Erst wenn es dunkel wird, kommen sie aus ihren Verstecken. Deshalb sieht man Iltisse nur höchst selten. Schade, denn es sind spannende Tiere und richtig kleine Rabauken – sei es bei der Jagd oder in Liebesdingen.

 

Wer Kreuzworträtsel löst, kennt die «Marderart mit fünf Buchstaben» bestens – den Iltis! In freier Natur sind Begegnungen mit diesen Raubtieren aber seltener, vor allem, weil sie nachtaktiv sind und es sie obendrein nicht en masse gibt. Iltisse sind geschützt, den genauen Bestand zu nennen ist aber schwer, hochgerechnet seien es wohl etwa 10000 Stück, schätzt Simon Capt vom Centre Suisse de Cartographie de la Faune (CSCF), das die Verbreitung von Tieren in der Schweiz beobachtet.

Die Tiere leben fast im ganzen Land bis hinauf zur Waldgrenze, sind aber im Wallis und Tessin äusserst selten. Wichtig sind ihnen Möglichkeiten, sich in strukturierten Gebieten aufhalten zu können, deshalb bevorzugen sie Waldränder, Hecken und bebuschte Randgebiete von Gewässern. Gänzlich offene Flächen sind ihnen ein Graus, da sie dort keinen Schutz vor Feinden wie Greifvögeln oder Füchsen haben und diese auch keine guten Nahrungsgrundlagen bieten. Tagsüber ziehen sie sich in selbst gegrabene Erdbauten zurück, nutzen als Verstecke aber auch Hecken, Asthaufen oder verlassene Bauten von anderen Wildtieren. Iltisse sind richtige «Phantome der Nacht», die man kaum sieht, weil sie sich erst bei Dunkelheit aufmachen, um Nahrung zu finden. «Ihre Reviere suchen sie sich in der Nähe von Gewässern», sagt Simon Capt. «Denn dort finden sie Amphibien, von denen sie sich hauptsächlich ernähren.»

In der heutigen Zeit, wo vieles verbaut wird, sind sie auf ihren nächtlichen Ausflügen grossen Gefahren ausgesetzt, so werden viele Iltisse überfahren. Gegen Autos sind sie natürlich machtlos, eigentlich sind die Raubtiere, die als Einzelgänger leben, aber richtige Kämpfertypen und hervorragende Jäger. Nebst Fröschen und Kröten stehen u.a. Mäuse, Spitzmäuse, Wirbellose, Gelege von Vögeln und auch Aas und Früchte auf dem Speisezettel. Sie wagen sich aber auch an grössere Tiere heran, wie etwa Kaninchen und Hasen, und können mal in einen Hühnerhof eindringen. Ein Iltis tötet sein Opfer mit einem kräftigen Nackenbiss. Wie die meisten marderartigen Tiere kann der Iltis sehr wehrhaft sein und bei Gefahr laute Drohschreie von sich geben.

Auch zur Paarungszeit, die noch bis Ende Juli läuft, zeigen sich die kleinen Rabauken nicht von zimperlicher Seite. Die Männchen stossen laute Schreie aus und vertreiben Konkurrenten mit vollem Körpereinsatz. Ist der Rivale in die Flucht geschlagen, widmet sich der Sieger dem Weibchen und packt es fürs Liebesspiel am Nacken. Nach dem Akt geht jeder seiner eigenen Wege, und sechs Wochen später bringt das Weibchen die Jungen zur Welt, manchmal bis zu zwölf Stück. Nach drei Monaten sind diese selbstständig. Eine ziemlich rasche Entwicklung, aber beim Iltis passt der Spruch «Klein, aber oho» eben auf ganzer Linie!

 

Egon im Glück
Der Natur- und Tierpark Goldau SZ hat kürzlich seine neue Iltis-Anlage eröffnet. Der Bewohner des grosszügigen Geheges heisst Egon. Er wurde als Welpe im Tierpark abgegeben und aufgepäppelt, nachdem seine Mutter von einem Auto überfahren worden war. Für eine Auswilderung hatte er sich zu sehr an Menschen gewöhnt, und so fühlt er sich heute im Tierpark pudelwohl.