Pirol: Ein gelber Schönling im Rampenlicht

Mit seinem speziellen Gefieder ist der Pirol nicht nur hübsch, sondern auch auffällig. Dennoch ist er nicht wirklich bekannt. Jetzt aber steht er plötzlich im Mittelpunkt, denn er wurde zum «Vogel des Jahres» gekürt.
 
Was für ein wunderschöner Vogel! Knallgelb ist der Pirol und sieht damit richtig exotisch aus. Seine Verwandten sind das tatsächlich, sie leben in tropischen Gefilden. Der Pirol aber ist hier bei uns zu Hause – und wurde erst noch zum «Vogel des Jahres» gekürt. Das hat er nicht seiner Schönheit zu verdanken, sondern seinem Lebensraum, dem Wald. «Wir plädieren für einen naturnahen Waldbau für die Biodiversität. Wenn alle Waldalter vom Jungwuchs bis zum uralten Wald vorkommen, entstehen Lebensräume für verschiedenste Arten», erzählt Christa Glauser, stv. Geschäftsführerin des Schweizer Vogelschutz SVS/ BirdLife Schweiz. Dies ist für den Pirol wichtig, da er sich hauptsächlich von Insekten wie Tagund Nachtfaltern und deren Raupen ernährt. Sie, wie auch vielerlei anderes Getier, brauchen u. a. Totholz, blühende Waldränder und alte Bäume, wo sie leben können. Je «sauberer» der Wald ist, desto schlechter für die Tierwelt.
 
Der Pirol kommt in der Schweiz auf bis 600 Meter über Meer vor. Ihn zu beobachten ist schwierig, da er hoch oben in den Bäumen lebt. «Durch seine Farbe ist er gut getarnt», sagt Christa Glauser. «Wer aber Geduld mitbringt, hat in Auen- und Eichenwäldern entlang von Gewässern gute Chancen, ihn zu entdecken. Und – ein Geheimtipp – bei Kirschbäumen.» Dies kommt nicht von ungefähr: Die Früchte enthalten Karotinoide, die dazu beitragen, dass die Vögel in so einem schönen Gelb leuchten.
 
Derzeit könnte man allerdings stundenlang auf der Lauer liegen ohne Aussicht auf Erfolg. Denn erst Anfang Mai kehren die Zugvögel aus Afrika zurück, wo sie übrigens ähnliche Probleme haben wie hier. Auch dort wird ihr Lebensraum kleiner, vor allem wegen Abholzungen und Brandrodungen. Ist der Pirol denn bedroht? Christa Glauser: «Noch ist er zwar nicht gefährdet, aber wir gehen davon aus, dass der Bestand in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. Was ein Zeichen dafür ist, dass die Insektenvielfalt in und um unsere Wälder abgenommen hat. Und wir wollen nicht erst etwas unternehmen, wenn es zu spät ist, sondern solange diese schönen Vögel noch in unserer Nachbarschaft zu finden sind.»