Oh, märchenhafte Tierwelt!

Fast jedes Kind kennt die Märchen der Gebrüder Grimm. Tiere sind Teil vieler dieser Geschichten und ihre Eigenschaften darin manchmal durchaus positiv – häufig jedoch auch wenig schmeichelhaft. Eine Ausstellung vergleicht Fiktion und biologische Realität.

Vom bösen Wolf bis zur einfältigen Hausmaus: Tiere spielen wichtige Rollen in Märchen. Doch wie sie dargestellt werden, unterscheidet sich oft von der Realität. Die Ausstellung «Grimms Tierleben» im Zoologischen Museum der Universität Zürich (siehe unten) widmet sich dem Thema.

«Aus Tausenden Jahren Mensch-Tier-Erfahrungen haben sich die Bilder ergeben, die in den Märchen gezeichnet werden. Wir stellen diese der Forschung gegenüber», sagt Prof. Dr. Hans-Konrad Schmutz, der die Ausstellung konzipiert hat. «Im Märchenwald können die Tiere zu den Besuchern über ihre Rollen sprechen, im Forschungscamp beleuchten wir die biologische Realität.»



Ist der böse Wolf wirklich ein schlechter Kerl?

Das miserable Bild sei wohl entstanden, weil er stets Nahrungskonkurrent des Menschen war. Ortsteilnamen wie «Wolfgrube» zeugen davon, dass die Vierbeiner dort einst gefangen wurden. Eigentlich seien sie scheue Tiere, die im Verborgenen weite Strecken umherwandern und nicht auf Menschen losgehen. Gefahrensituationen kann es aber geben, wenn sie überrascht  werden oder sich bei Nahrungsmangel nahe an Siedlungen wagen. «So schlecht, wie der Wolf dargestellt wird, kann ein Wesen auf vier Pfoten aber gar nicht sein», sagt Hans-Konrad Schmutz.



Ist die Hausmaus auch im realen Leben einfältig?

Als etwas einfach gestrickt, red- und leutselig wird sie in den Märchen oft bezeichnet. Zu Unrecht. «Hausmäuse folgten schon immer den Menschen, müssen sich stets auf Neues einlassen und sich durchschlagen – allein das zeigt schon, dass sie nicht dumm sind.» Zudem beweisen Studien, dass sie eine hohe Sozialstruktur haben. So ziehen Mütter beispielsweise ihre Kinder gemeinsam gross. Eine kümmert sich, die anderen nutzen die Zeit anderweitig. Ziemlich schlau!



Sind Raben tatsächlich schlau und sozial?

So werden sie beispielsweise in «Die sieben Raben» dargestellt – und Märchen und Wissenschaft liegen hier nicht sehr weit auseinander. Es sind tatsächlich intelligente Tiere, die sogar Freundschaften aufbauen können. Schmutz: «Das zeigten beispielsweise Experimente, bei denen sie einem Artgenossen mittels eines Werkzeugs Futter zuschieben konnten, selbst jedoch nichts davon hatten.»



Ausstellung «Grimms Tierleben»

Eintauchen in die Märchenwelt: Bis 28. Mai 2017 beleuchtet die Sonderausstellung «Grimms Tier-leben» im Zoologischen Museum der Universität Zürich Tiere aus Sicht des Märchens und der Biologie. Herzstück ist ein Märchenwald mit zehn Tieren, die von den Besuchern zum Sprechen gebracht werden können. Weitere Infos unter: www.zm.uzh.ch