Nervige Vögel? Aber nein!

In den Städten treten Tauben oft massenhaft auf, auch deshalb sind die Tiere nicht 
sehr beliebt. Dabei gibt es Unterschiede: Die Turteltaube etwa lebt auf dem Land und kommt nicht allzu häufig vor. Europaweit hat sie mit einigen Problemchen zu kämpfen.

Als «Ratten der Lüfte» werden Tauben auch bezeichnet. Eigentlich fies! Nicht nur für die in den Städten lebenden Strassentauben, die damit ­gemeint sind, sondern auch für andere Arten, etwa die Turtel­taube. Sie ist ein Landei, stört dort niemanden, und in rauen Mengen tritt der – nebenbei sehr hübsche – Vogel auch nicht auf. Etwa 1000 bis 2500 Brutpaare gibt es hier­zulande. «Sie leben in landwirtschaftlichen Gebieten, mögen grössere Hecken oder auch kleine Wälder», sagt Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach. «Sie 
ernähren sich hauptsächlich von Samen, von Wildkräutern und Gräsern, die sie am Boden finden.»

In der Schweiz gelten Turtel­tauben als «potenziell gefährdet». Und obwohl die Tiere fast auf dem ganzen Kontinent zahlreich vorkommen, werden sie auf der neuen Europäischen Roten Liste als bedroht eingestuft. «In den letzten 16 Jahren hat sich ihr Bestand 
um 30 bis 50 Prozent verringert», erklärt der Biologe. «Ganz genau lassen sich die Faktoren, die dazu geführt haben, nicht benennen. Herbizide, die zum Einsatz kommen, können ein Grund sein und sicherlich die Bejagung.» Jährlich werden etwa zwei bis vier Millionen Turteltauben geschossen, vor allem rund um den Mittelmeerraum – etwa in Frankreich, Malta und den nordafrikanischen Ländern. Viele erwischt es auf dem Weg in die Wärme, denn die Zugvögel überwintern südlich der ­Sahara.

Ihren Namen haben die Vögel übrigens wegen ihres Rufes: 
«Tuuurtuuurtuuur». Und dass wir Menschen Verliebte oft als Turteltauben bezeichnen, hat mit deren Balzverhalten zu tun: Männchen und Weibchen gehen dabei sehr zärtlich miteinander um. Das ist dieses Jahr allerdings bereits passé – die Tiere haben ihre Eier ausgebrütet, die Jungen werden nun flügge. Sie müssen schnell fit und stark werden, denn die Vögel 
verlassen die Schweiz bereits ab August, damit sie rechtzeitig in ­ihrem afrikanischen Winterquartier ankommen. Wenn denn alles gut geht!