Meister der Quakophonie

«Äp-äp-äp-äp!»: Ein toller Sänger ist er nicht, dafür ist der Laubfrosch ein wahrer Lautfrosch. Seine Rufe erreichen eine ­Stärke von bis zu 90 Dezibel – Schweizer Rekord.

Schon von weitem hört man den Weiher quaken. Nähert man sich dem Gewässer, verstummt das Abendkonzert auf einen Schlag, ein paar stumme Minuten später legen die ersten Frösche wieder los. Der lauteste im Ensemble – so etwas wie der Posaunist – ist gleichzeitig das kleinste Mitglied: der Laubfrosch.

Bis zu 90 Dezibel (so laut wie ein Lastwagen) hat das 4 cm grosse Fröschchen drauf – so viel wie in einer Disco. Doch das lautstarke «Äp-äp-äp-äp» ist mehr als nur sinnloser Lärm. Denn mit seinen penetranten Rufen lockt das Männchen von April bis Anfang Juli die Weibchen an – und die kommen nur für eine einzige Nacht ans Laichgewässer.

Mehr als üppig ist dafür der Nachwuchs: Jedes Paar klebt 500 bis 1000 Eier an Wasserpflanzen, verteilt auf mehrere Ei-Pakete. Nach vier bis acht Tagen schlüpfen die Kaulquappen. Doch trotz riesigem Nachwuchs gehört der grüne Sympathieträger zu den stark gefährdeten Froscharten.

Neben den natürlichen Fressfeinden wie Fische, Schlangen oder Vögel ist der Mensch die grösste Bedrohung: Strassenbau, Chemie in der Landwirtschaft, Kanalisierungen oder ausgesetzte Fische bedrohen die Lebensräume der Frösche. Immerhin: Da manch ein Flusslauf renaturiert wurde, konnten sich die Bestände bei uns wieder etwas erholen.

Der Laubfrosch ist aber nicht nur der lauteste und kleinste Schweizer Frosch, er ist auch der einzige Kletterer. Seine Finger- und Zehenspitzen sind zu Saugnäpfen geformt, und wenn er die Muskeln anspannt, sondert er ein klebstoffartiges Sekret ab. So kann der kleine Grüne sogar eine Glasscheibe überwinden. Was er natürlich nicht so oft macht, denn Laubfrösche verbringen ihr Leben weitgehend an Land. Am liebsten weit oben in Sträuchern und Baumwipfeln: Von dort haben sie mit ihrem eingebauten Feldstecher – den hervortretenden Glupschaugen – eine perfekte Aussicht.

Tagsüber döst der Laubfrosch an Äste und Blätter geschmiegt (daher auch sein Name). Nachts jagt er nach Mücken, Spinnen und Schnecken. Oder eben: Er «musiziert», was das Zeug hält.