Kleine Schnügel erobern die Welt

Sooo herzig! In den letzten Wochen sind in unseren Wäldern unzählige Eichhörnchen zur Welt gekommen. Als Baby haben es die Tierchen aber nicht leicht. Gut, dass es Menschen gibt, die ihnen im Notfall helfen!
 
Jetzt knistert es! Im Winter, wenn die Welt unter einer Schneedecke verschwindet, ist von Eichhörnchen kaum etwas zu sehen, dann faulenzen sie meist in ihren Nestern. Aber nicht allzu lange, denn die Frühlingsgefühle melden sich bei ihnen schon sehr zeitig. «Meist fangen die Tiere schon im Januar an ‹herumzukasperln›», erzählt Eva Karrer, die seit über einem Jahrzehnt eine Auffangstation für Eichhörnchen betreibt. Wenn die Hormone verrücktspielen, finden regelrechte Verfolgungsjagden statt. Die Männchen flitzen den Weibchen hinterher, bis diese ihrem Werben nachgeben. Nach 38 Tagen Tragzeit kommen rund drei bis sechs Junge zur Welt. «Normalerweise ist das im März oder April. Weil der Winter relativ mild war, ging es dieses Jahr aber extrem früh los, schon Ende Januar.» Sie bekommt das bestens mit, denn kaum ist der Nachwuchs da, haben sie und ihr Team alle Hände voll zu tun. Tag für Tag päppeln sie mit Liebe und Herzblut Eichhörnchen-Babys auf, die ohne Hilfe nicht überleben würden.

Eichhörnchen-Mütter kümmern sich alleine um den Nachwuchs, und dieser hat es nicht leicht. «Rund 80 Prozent der jungen Eichhörnchen überleben ihr erstes Jahr nicht», sagt die Expertin. «Dieser Verlust wird aber ausgeglichen, da sich die Tiere bis zu dreimal im Jahr paaren.» Einige Jungtiere werden, wenn sie nach rund sechs Wochen das Nest verlassen, von Feinden wie Krähen, Katzen oder Marder verletzt oder getötet. Aber auch Stürme oder das Abholzen von Bäumen sind Gefahren. Wenn die Kleinen – anfangs noch blind, taub und nackt – aus dem Nest fallen, kann die Mutter oft nicht eingreifen, schliesslich gilt es, die übrigen Kinder zu schützen.

Und was muss man tun, wenn man ein hilfloses Eichhörnchen findet? Eva Karrer: «Als Erstes ¬sicher die Umgebung absuchen, denn oft sind mehrere Jungtiere betroffen. Die Erfahrung zeigt, dass die Mutter meist nicht zurückkommt, deshalb sollte man sie mitnehmen und wärmen, zum Beispiel unter dem Pulli, mit einem Heizkissen oder einer Wärmeflasche.» Auf keinen Fall sollte man versuchen, die Tiere zu füttern, sondern sogleich einen Tierarzt oder die Auffangstation kontaktieren (Tel. 079 366 49 92, www.eichhoernchen-station.ch). Dann haben sie gute Chancen, dass sie bald wieder in ihre Heimat, den Wald, zurückkehren können. «Wir wildern sie mit etwa zwölf Wochen aus. Das ist meist kein Problem, da sie alle lebenswichtigen Dinge von Natur aus können. Und als Einzelgänger müssen sie sich auch nicht in ein Rudel integrieren.» Und wenn die Tiere dann wieder in der freien Natur sind, ist das die schönste Belohnung für Eva Karrers Einsatz. Sie hat auch nach so vielen Jahren nicht genug von ihren Lieblingen. «Mich fasziniert, wie geschickt sie auf den Bäumen herumturnen. Es sind einfach unglaublich herzige, charmante Tiere!»