Kleine Pechvögel im Glück

Kaum das Licht der Welt erblickt, geraten viele junge Vögel bereits in Not. Mit etwas menschlicher Hilfe kann der Start ins Leben aber dennoch klappen.

Das Leben kann hart sein – auch für Vögel. Verlassene Jungtiere, Verletzungen durch Katzen oder Kollisionen mit Autos oder Scheiben: Es gibt viele Gründe, wieso sie in Not geraten können. Helfend zur Seite steht seit 1924 die Vogelwarte Sempach. «Wir nehmen alle Vögel an, die uns gebracht werden – von seltenen Arten bis zur gewöhnlichen Amsel», sagt Michael Schaad von der Vogelwarte, die am 3.5. ihr neues Besuchszentrum eröffnet (siehe unten), in dessen Räumlichkeiten auch die neue Pflegestation untergebracht ist.

Im Frühling ist besonders viel los. «Unsere häufigsten Patienten sind Jungvögel, die von ihren Eltern verlassen worden sind», erzählt Schaad. «Stockenten brüten zum Beispiel gerne auf ruhigen Dachterrassen. Problem: Oft ist den noch flugunfähigen Jungen der Weg zum nächsten Gewässer versperrt. Die Mutter gibt irgendwann auf.» Ebenfalls oft eingeliefert werden Mauersegler. Die Tiere brüten gut geschützt unter Dächern. Wird es aber zu heiss, klettern die Jungtiere auf der Suche nach einem kühleren Platz umher und stürzen herunter.

Die meisten Fälle können vom Pflegeteam behandelt werden, sehr schwer verletzte Tiere kommen ins Tierspital der Uni Zürich. Besteht keine Hoffnung auf Genesung und Entlassung in die Freiheit, müssen sie eingeschläfert werden. «Ein Leben in der Voliere wird Wildvögeln in den allermeisten Fällen nicht gerecht.»

Wer einen Vogel in Not findet, kann sich jederzeit an die Vogelwarte wenden (041 462 97 00), die auch Adressen von anderen Pflegestationen vermittelt. Allerdings sollten vermeintlich verlassene Jungvögel nicht sofort mitgenommen werden, falls keine akute Gefahr besteht. Oft werden sie auch am Boden von den Eltern versorgt. Besser ist deshalb, aus der Ferne zu beobachten, ob das der Fall ist. Sitzt ein Vogel direkt an einer Strasse, kann man ihn zum Beispiel auch in ein Gebüsch im Umkreis von etwa 50 Metern setzen, sodass sie ihn finden. Denn es gilt, wie Schaad sagt: «Auch die beste Station ist nie so gut in der Aufzucht wie die Eltern.»


Einen Besuch wert

 

Am Sonntag, 3. Mai, eröffnet das neue Besuchszentrum der Vogelwarte Sempach, die sich für die Erforschung, den Schutz und für die Förderung der einheimischen Vogelwelt einsetzt. In dem dreistöckigen Lehmgebäude können die Besucher in die Welt der Vögel eintauchen. Es erwartet sie eine interaktive Erlebnisausstellung, die «Singfonie» – ein mechanisches Theater über die Geheimnisse des «Zwitscherdütsch» – und vieles mehr. Infos: www.vogelwarte.ch