Kleine Hündchen ganz gross

Verweichlichte Anhängsel, doofe Kläffer: Chihuahuas, Yorkshireterrier und Co. werden nicht von allen geliebt – und oft unterschätzt. Eigentlich sind die Minis ziemlich robust und kommen in der Welt gut zurecht.
 
«Jöh!», finden die einen. «Bodensurris, zu gross geratene Meerschweinchen», flüstern die anderen und verdrehen die Augen. Fest steht aber: Kleine Hunde sind im Trend. Das stellt auch Tierarzt Thomas Schneiter von der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen fest. «In den letzten drei bis vier Jahren wurden kleine Hunde immer beliebter», erzählt er. «Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Stars und Sternchen sich gerne mit ihnen schmücken.»
 
Gerade in städtischen Gebieten gehören Minis wie Chihuahuas oder Yorkshireterrier zum normalen Bild. Kein Wunder, schliesslich kann man sie bestens in einem Täschchen mit sich herumtragen oder unter den Arm nehmen. Sie sind, salopp gesagt, handlicher als ihre grösseren Artgenossen – ganz abgesehen davon, dass sie natürlich auch tolle Begleiter sind. Bei aller Hundeliebe geht manchmal aber vergessen, dass sie sich nicht wirklich von ihren grösseren Kollegen unterscheiden. «Sie haben die gleichen Bedürfnisse, wollen beschäftigt werden und brauchen Auslauf – dreimal täglich mindestens», sagt Thomas Schneiter. Ist es denn schlecht für die Vierbeiner, wenn sie getragen werden? «In einer Menschenmenge ist das sicher okay. Grundsätzlich aber verlieren sie dadurch einen Teil ihrer Lebensqualität, weil sie Bewegung brauchen, schnuppern wollen. Die Hundewelt besteht vor allem aus Gerüchen.»
 
Gerade weil sie so klein und niedlich sind, werden Chihuahuas und Co. gerne unterschätzt: Sie sind robuster, als man denken würde. Wanderungen sind mit ihnen durchaus machbar, sofern sie Bewegung gewöhnt und trainiert sind. Thomas Schneiter: «Yorkshireterrier beispielsweise sind nicht nur sehr aufgeweckte und schlaue Hunde, sie sind zudem agil, können auch beim Hundesport gut mithalten – wenn sie zu Hause nicht zu sehr verweichlicht werden.» Was natürlich nicht heissen soll, dass jede Fürsorge überflüssig ist. So macht es im Winter etwa durchaus Sinn, «Fifi» ein Mäntelchen anzuziehen, wenn es draussen kalt ist. Kleine Hunde kühlen nun mal schneller aus.
 
Tierarzt-Besuche seien bei den Mini-Hunden etwas häufiger als bei mittelgrossen. Sie haben durch die Zucht öfter körperliche Defizite, genau wie ganz grosse Hunde auch. So machen ihnen beispielsweise die Kniescheiben öfter Probleme.
Das Klischee, dass Chihuahuas, Yorkies und ihre kleinen «Gspänli» zum Kläffen neigen, kann Thomas Schneiter bestätigen – aber nur teilweise. «Die Tendenz ist sicher da, was aber auch damit zu tun hat, dass sie oft nichts zu befürchten haben: Vom sicheren Plätzchen aus, wie Herrchens Arm, können sie den Mund gut aufreissen.» Das relativiere sich aber, wenn die Hunde sozial gut ausgebildet seien, Kontakte mit Artgenossen hätten und mit ihnen spielen dürften. Und das sollte ja eigentlich jedem Mini vergönnt sein. Denn sie sind zwar besonders klein und besonders herzig, aber am Ende doch einfach nur Hunde, die glücklich sind, wenn sie ohne verhätschelt zu werden – auf ihren eigenen vier Beinen – die Welt entdecken können.