Kleine Hausdrachen für jedermann

Für die einen sehen sie etwas «gfürchig» aus, viele Schweizer aber haben Bartagamen schon ins Herz geschlossen. Und das zu Recht: Denn die Echsen sind zwar ruhige, aber durchaus spannende Wesen.

 

Die stachelige Halskrause, der Echsenkörper und wie sie so regungslos daliegen: Bartagamen ernten für ihr Äusseres nicht viele «Jöhs», sondern eher skeptische Blicke. Sie wirken wie kleine Drachen, die auf der Lauer liegen. Dabei sind sie friedfertig – und schon in vielen Wohnzimmern zu Hause. «Sie gehören zu den meistgehaltenen Reptilien der Schweiz», erzählt Zoologe Dr. Oliver Fischer. «Und das Interesse nimmt stetig zu. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass viele Kinder Allergien haben und die Eltern sich deshalb keine Hunde oder Katzen zulegen können.»

Es gibt sieben Arten von Bartagamen. Sie alle stammen aus Australien, wo sie in steinigen Savannen- und Buschlandschaften leben. Als Haustiere werden hierzulande die Streifenköpfigen Bartagamen und etwas weniger auch Zwergbartagamen gehalten. Als Laie ist man versucht zu denken, dass diese Echsen doch ohnehin nur faul im Terrarium herumliegen – und ein Körnchen Wahrheit ist da sogar dran. Oliver Fischer: «Sie sparen Energie, und als wechselwarme Tiere, die auf ihre Körpertemperatur achten müssen, sind sie oft am ‹sünnele›.» Teilnahmslos sind sie deshalb aber nicht: Wer richtig hinsieht, merkt, dass die Tiere ihre Umgebung genau beobachten, sehr neugierig sind und wohl auch merken, wer ihr Pfleger ist und auf ihn reagieren. «Das ist nicht wissenschaftlich erwiesen, aber sehr wahrscheinlich. Bartagamen werden im Gegensatz zu anderen Reptilien auch einigermassen zutraulich. Man kann sie gut einmal aus dem Terrarium herausnehmen und einem Kind in die Hand geben.» Dennoch seien sie nicht dafür geeignet, lange Ausflüge durch die Stube zu machen oder auf Herrchens Schoss mit vor dem Fernseher zu sitzen. Es sind eben keine Kuscheltiere.

Rein äusserlich könnte man denken, die Mini-Drachen seien Fleischfresser, in Wahrheit ernähren sich erwachsene Tiere aber vor allem von pflanzlicher Nahrung. Sie sollten abwechslungsreiche Kost erhalten, wie etwa Rüebli, Nüsslisalat und wenig Obst wie Beeren. Nur ein- bis zweimal pro Woche gibt es Insekten wie Grillen. Das Futter sollte regelmässig mit Vitaminen und Kalziumpulver bestäubt werden.

<p> In der Natur leben Bartagamen als Einzelgänger, was somit auch als Heimtier die natürlichste Haltung ist. Das Terrarium muss mindestens fünfmal so lang sein wie das Tier (ohne Schwanz). Misst die Bartagame 30cm, also mindestens 1,5 Meter. Bei Tiefe und Höhe gilt Körperlänge mal vier bzw. mal drei. «Wichtigster Punkt ist neben der Grösse das Licht», sagt Fischer. «In ihrer Heimat ist es viel heller, und um gesund zu bleiben, brauchen sie UV-Strahlen, deshalb sind spezielle Lampen aus dem Fachhandel ein Muss.» Am besten macht man sich bei einem Experten oder auf einer Reptilienbörse über die Haltung der Bartagamen schlau. Grundsätzlich haben sie erfüllbare Ansprüche und fühlen sich im entsprechenden Terrarium auch fern von Australien in unseren Wohnzimmern pudelwohl!