Igel: Klein, aber stark!

Sie bevölkern die Erde seit Millionen von Jahren und sind äusserst zäh. Deshalb überstehen Igel auch heisse Sommer wie diesen und kalte Winter – ohne menschliche Hilfe. Die kann sogar schaden.
Streicheln möchte man die Stacheltierchen zwar nicht gerade, beliebt sind Igel aber trotzdem – weil sie irgendwie herzig sind. Umso mehr berührte es, dass in jüngster Zeit öfter zu lesen war, dass die Sommerhitze ihnen schwer zu schaffen mache, man sie gar füttern solle, um ihnen zu helfen. Aber ist es wirklich so ernst? «Gar nicht», sagt Bernhard Bader, Geschäftsführer des Vereins pro Igel. «Diese Bedenken kommen immer wieder, aber es ist nun mal Sommer. Als Wildtiere haben sie Millionen Jahre überlebt und unzählige Klimaschwankungen überstanden. Da schaffen sie es auch durch einen bisher durchschnittlich heissen Sommer.»
 
Kleintiere wie Insekten, Maden, Raupen und Spinnen würden sie in einem giftfreien Garten auch jetzt finden. Und da sie Fleischfresser sind, ist der Tipp, ihnen Nüsse oder gar Nussstengeli zu füttern, ohnehin unbrauchbar. Bei offensichtlich kranken oder geschwächten Tieren kommt Katzenfutter als Nahrung in Frage. Man sollte aber unbedingt vorher eine Igelstation oder die Notrufnummer von Pro Igel (079 652 90 42) kontaktieren. Grundsätzlich locke Futter jedoch eher ungewollt andere Tiere an, zum Beispiel Ratten und Füchse, was zu unnötigen Konflikten führt. Eine Schale Wasser dagegen würden Igel begrüssen.
  
Die Tiere sind derzeit sehr beschäftigt – mit der Fortpflanzung. Männchen machen nachts lange Wanderungen, um Weibchen zu finden. «Und diese werfen nun nach und nach die Kinder aus dem ‹Haus›», erzählt der Experte. «Denn es geht in die zweite Runde.» Igel paaren sich zweimal jährlich. Die Weibchen sind jeweils einen Monat trächtig und behalten die Jungtiere etwa sechs Wochen bei sich im Nest. Der zweite Wurf sollte nicht zu spät erfolgen, da die Kleinen sonst keine Chance haben, sich genug Fett für den Winterschlaf anzufressen.
Was Igel derzeit übrigens viel mehr unterstützen würde, als sie zu füttern, sei vorsichtiges Autofahren. Denn gerade weil die Männchen so viel durch die Gegend streifen, werden viele von ihnen überfahren. «Zählungen haben ergeben, dass sich Igel an Grenzen zwischen Siedlungsraum und Land sehr wohlfühlen», erzählt Bader. «Deshalb würde es schon enorm helfen, bereits 50 Meter vor der Ortstafel langsamer zu fahren.»
 
INFO: Igel entdeckt?
Sind Sie einem Igel begegnet? Bitte melden Sie sich beim Verein pro Igel, Kirchgasse 16, 8332 Russikon,
Tel. 044 767 07 90, info@pro-igel.ch, Eingabeformular auf www.pro-igel.ch