Hurra, wir wurden gerettet!

In der Greifvogelstation Berg am Irchel werden hilflose Vögel aufgepäppelt. Aus einer moralischen Verpflichtung heraus, sagt der Leiter – der sich über gewisse Ursachen ziemlich ärgert.

Ihr Blick ist eindringlich, ihr Körper imposant und kräftig: Fast wirken Greifvögel unverwundbar – und sind doch alles andere als das! Kaum einer weiss das besser als Andreas Lischke: Er ist Leiter der Greifvogelstation Berg am Irchel ZH. Über 200 Patienten werden im Jahr dort abgegeben und versorgt, von Mäusebussarden über Falken bis zu Eulen. «Ziel ist immer die Auswilderung», erzählt er. «Nur wenn sie wieder in die Freiheit entlassen werden können, macht eine Behandlung – die für die Vögel mit Stress verbunden ist – Sinn, ansonsten wäre es Tierquälerei.»

Häufige Beschwerden sind Flügelbrüche, die im Tierspital gerichtet werden, und Hirnerschütterungen durch Kollision, u. a. mit hohen Gebäuden, Strommasten, Zügen und Autos. Zudem werden oft hilflose Jungvögel aufgefunden. «Derzeit ziehen wir besonders viele gross», sagt Lischke. «Die Situation verschärft sich Jahr für Jahr. Weil sie hungrig sind und selbst im Sommer nicht genug Nahrung da ist, springen die Jungen aus Verzweiflung aus dem Nest. Manchmal werden selbst erwachsene Vögel, die kurz vor dem Verhungern sind, zu uns gebracht.»

Es ärgere ihn furchtbar und sei deprimierend, dass durch die intensive Landwirtschaft inklusive der Verwendung von Pestiziden die Nahrung so knapp sei. «Im reichen Mitteleuropa wäre das nicht nötig. So aber fehlen viele Kräuter und Gräser, wodurch etlichen Insekten und Kleintieren die Lebensgrundlage entzogen wird. Deren Vorkommen schrumpft, und die Vögel hungern. Und selbst wenn es beispielsweise Mäuse hat, ist es schwierig, diese in den eng bepflanzten Feldern überhaupt ausfindig zu machen. Die meisten Greifvögel und Eulen sind in der Schweiz gefährdet.»

Mäusebussarde sind die häufigsten «Gäste» in der Greifvogelstation, da es von ihnen am meisten gibt. Es kommen jedoch auch «Exoten», kürzlich etwa ein Fischadler. «Geholfen wird allen gleich – alleine schon aus einer moralischen Verpflichtung heraus, weil 99 Prozent der Fälle direkt oder indirekt durch Menschen zu Schaden kamen.» Die schönsten Momente sind – natürlich – die Auswilderungen. «Das ist immer wieder fantastisch
und der schönste Lohn für unsere Arbeit.»

Info

Vogelliebe

Haben Sie einen Greifvogel oder eine Eule in Not gefunden? Die Greifvogelstation Berg am Irchel, die von der spendenfinanzierten Stiftung PanEco getragen wird, hilft Ihnen telefonisch (052 318 14 27) weiter wie auch auf www.greifvogelstation.ch. Dort gibt  es zudem Informationen zu Patenschaften, die abgeschlossen werden können.