Hirschkäfer: Wer ist der Stärkere?

Sie sind die grössten Käfer Europas und sehen dementsprechend imposant aus: Hirschkäfer. Bald kommt es zwischen den Männchen zu Paarungskämpfen, die äusserst spannend zu beobachten sind.
 
Beeindruckend! Bis zu acht Zentimeter werden männliche Hirschkäfer gross, und ihr Geweih kann sich sehen lassen. Dieses brauchen sie bald: In der Paarungszeit liefern sie sich spektakuläre Kämpfe um Weibchen. Derjenige gewinnt, der den anderen vom Ast in der Nähe der Angebeteten vertreibt. Der Sieger sucht das Weibchen auf, wenn es sich an einer Baumsaft-Leckstelle befindet, da diese Nahrung sicherstellt. Dann stellt sich das Männchen über das Weibchen und verhindert mit dem Oberkiefer, dass seine Eroberung wegläuft.
 
In dieser Stellung bleiben die beiden unter Umständen mehrere Stunden, wobei sie immer wieder fressen, bis es schliesslich zur Paarung kommt. Danach verkriecht sich das etwa vier Zentimeter grosse Weibchen tief in den Waldboden und legt an morsche Wurzeln verrottender Bäume bis zu 50 Eier, aus denen dann die Larven schlüpfen. Diese werden bis 11 Zentimeter lang und ernähren sich vom pilzbefallenen Totholz, wobei Eichen bevorzugt werden.
 
Von Anfang Juni bis etwa Mitte August kann man die grössten Käfer Europas wieder in Natura beobachten, meist nach 21.30 Uhr an lauen, feuchtwarmen Abenden mit Temperaturen von über 20 Grad. Als dämmerungsaktive Tiere beginnen sie bei Einbruch der Dunkelheit die Gegend zu erkunden, wobei ihr Flug laut brummend, aber nicht besonders elegant ist. Sehen kann man sie abends an Waldrändern in der Nähe von Lampen oder Feuern. Ihre Ziele sind Nahrungsquellen wie offene Baumwunden, aus denen gärende Säfte austreten sowie heruntergefallene Äpfel, Birnen und Kirschen. Für die Männchen gilt es, Kräfte zu sammeln, denn nur die stärksten können gewinnen!
 
«Die zur Paarung gehörenden Kämpfe faszinieren vor allem Buben enorm», hat Daniel Ambühl festgestellt. Der Multimedia-Künstler ist Mitgründer des Hirschkäfer-Vereins (siehe Boxunten) und beobachtet immer wieder, wie Hirschkäfer Kinderaugen zum Leuchten bringen – und nicht nur diese. 
 
Deshalb: Halten Sie beim Abendspaziergang die Augen offen, vielleicht haben Sie ja Glück, und können den Tieren bei ihren Kämpfen zusehen!
 
 
 
Rund um Käfer
Der Verein «Hirschkäfer» betreibt die einzige Käferwarte Europas. Geschützte Larven und Käfer, die bei Forst- und Gartenarbeiten freigelegt wurden, werden aufgezogen und wieder angesiedelt. Der Verein züchtet auch tropische Riesen-, Hirsch- und Rosenkäferarten, erforscht und berichtet über Zuchtbedingungen, veranstaltet Kurse für Käferfreunde, Schulen, Naturmuseen und Naturpärke und beliefert Zoos und Ausstellungen mit lebendigen Käfern. Infos: www.hirschkäfer.ch