Heimliche Stadtbewohner

Einige sehen wir häufig, andere leben im Verborgenen. Tatsache ist jedoch, dass im Siedlungsraum viele Wildtiere zu Hause sind. Und es dürften noch mehr werden.

Füchse, die über die Strasse huschen oder durch den Garten streifen: Daran haben sich Stadtbewohner längst gewöhnt. Dachse und Biber dagegen können für echte Überraschungsmomente sorgen. Und werden es in Zukunft sicherlich öfter tun. «Weil sie so heimlich leben, gibt es keine exakten Zahlen, aber von einigen Arten vermuten wir, dass sie vermehrt auftauchen», erklärt Wildtierbiologin Anouk Taucher vom Verein StadtNatur, der u. a. eine Plattform für Wildtierbeobachtungen (siehe Box unten) betreibt.

Fuchs, Dachs und Biber gehören zu den erwähnten Arten. Ein Grund, dass sie sich ausbreiten, ist sicherlich das vorhandene Nahrungsangebot, aber auch die Tatsache, dass deren Population grundsätzlich wächst. Wegen der Tollwut wurden vor fast vier Jahrzehnten die Füchse dezimiert, teilweise in ihren Bauten vergast, was auch viele Dachse tötete. Diese Bestände haben sich erholt, die Tiere brauchen Platz – den sie in der Stadt finden. «Ähnlich ist es beim Biber. Einst ausgerottet, verbreitet er sich wieder und findet auch auf Stadtgebiet geeigneten Lebensraum, etwa an der Limmat in Zürich», sagt Anouk Taucher. Ebenfalls in Zürich sind auch vermehrt Wildschweine zu sehen, die aus den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen «Städtereisen» machen. Je nach Lage unterscheiden sich die Arten natürlich auch, so sind in St. Gallen etwa schon Gämsen gesichtet worden.

Natürlich können Wildtiere im Siedlungsraum auch zu Konflikten führen, für Anouk Taucher sind die tierischen Bewohner aber in erster Linie eine Freude und eine Chance, die Natur auch in den Städten erleben zu können. «Wobei die meisten Tiere ja ohnehin unbemerkt unter uns weilen», sagt sie. «Mit der Erfassung der Wildtiere wollen wir das Wissen zu Verbreitung und Vorkommen erweitern. Und die Menschen für Naturschutz sensibilisieren: was sie kennen, wollen sie schützen.»

Wildtier gesehen?

Wer in der Stadt ein Wildtier sichtet – vom Reh über den Dachs bis zur Fledermaus –, kann dies auf www.stadtwildtiere.ch melden. Mit Hilfe der Bevölkerung soll ein möglichst vollständiges Bild über deren Vorkommen und Verbreitung entstehen.