Hatte Bello einen Schlaganfall?

Für Hündeler ist es furchtbar, wenn ihre Vierbeiner plötzlich hinfallen, schielen oder torkeln. Oft leiden diese dann am Vestibulärsyndrom, das ähnliche Symptome hervorruft wie ein Hirnschlag beim Menschen.
 
Ein Schock für Frauchen! Ihr Hund taumelte plötzlich, musste erbrechen. Er habe einen Schlaganfall gehabt, erzählt sie. So etwas gibt es bei Hunden? Und wie äussert sich das?
 
Ein Schlaganfall wie ihn wir Menschen erleiden können, wurde bei Hunden noch nicht nachgewiesen. Wohl aber eine Krankheit, die ähnliche Auswirkungen hat und deshalb so genannt wird – das geriatrische oder idiopathische Vestibulärsyndrom.
 
«Das ist eine Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr», erklärt Dr. Thomas Baumgartner von der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO. «Es kommt vor allem bei älteren Hunden vor, unabhängig von deren Rasse oder Grösse.»
 
Die Symptome sind für die Halter erschreckend: Die Hunde können ganz plötzlich nicht mehr geradeaus laufen, torkeln, als wären sie betrunken, und vermögen sich manchmal gar nicht mehr auf den Beinen zu halten. Ebenfalls häufig kommt ein Verdrehen der Augen sowie das Schräghalten des Kopfes hinzu, und auch Erbrechen ist möglich. «Vorhersehen kann man die Krankheit leider nicht», sagt Thomas Baumgartner, «und auch vorbeugende Massnahmen gibt es keine, da man nicht wirklich weiss, woher das Syndrom kommt.»
 
Ein sofortiger Tierarzt-Besuch ist wichtig, auch um andere Ursachen auszuschliessen − wie etwa Infektionen, Organschäden oder auch Vergiftungen. Bei der Behandlung des Vestibulärsyndroms sind die Tierärzte eingeschränkt, können blutverdünnende Mittel geben und Kortison. Trotzdem haben einige Tiere kurz hintereinander einen zweiten solchen Anfall. «Die Prognosen für die betroffenen Hunde sind dennoch nicht schlecht», sagt Thomas Baumgartner. «Meist erholen sie sich vollständig. Bei einigen bleibt allerdings die Schieflage des Kopfes.» 
 
Nach der Erkrankung sei es wichtig, dem Hund Ruhe zu gönnen, ihn nicht zu sehr zu strapazieren. Ihn einzuschläfern sei selten nötig; nur dann, wenn der Hund selbst nicht mehr zurechtkomme. Als Frist setze man bei neurologischen Erkrankungen normalerweise sechs Wochen an – sechs Wochen, in denen Hunde mit dem Verstibulärsyndrom in den meisten Fällen schon wieder die alten sind. Manchmal mit kleinen Einschränkungen, die ihnen die Freude am Leben aber nicht nehmen können.