Hallo, kleiner Wisent!

Im Berner Tierpark Dählhölzli ist ein junges Wildrind zur Welt gekommen – eine besondere Freude. Denn die Art war in freier Wildbahn einst  ausgestorben und immer noch können Zoo-Tiere ihr Überleben sichern.
 
Wie ein normales Kälbchen wirkt der Kleine, er ist aber keineswegs eine normale Kuh. Der neue Bewohner des Tierparks Dählhölzli, der Anfang Dezember zur Welt kam, ist ein Wisent! Diese europäischen Wildrinder sind dem amerikanischen Bison sehr ähnlich – und jede Geburt eines Jungtieres ist ­etwas Besonderes, ein Grund zur Freude. «Die Tiere waren in freier Wildbahn einst ausgestorben», erzählt Hansjürg Bähler vom Dählhölzli. «Jedes Tier ist wichtig für die Erhaltungszucht.»
 
Der letzte frei lebende Wisent wurde in den 20er-Jahren von Wilderern erlegt. Dank Zoo-Tieren konnten sie aber gezüchtet und rund 30 Jahre später erstmals ­wieder ausgewildert werden. Heute gibt es wieder verschiedene frei lebende Populationen, zum Beispiel in Polen oder Russland. Hansjürg Bähler: «Mit jeder Geburt wird die genetische Vielfalt ‹grösser›, die bei Wisenten  immer noch sehr klein ist, da  sie alle von denselben Tieren abstammen. Das könnte ein Problem werden, wenn zum Beispiel Krankheiten grassieren.»
 
Das alles kümmert den kleinen Dählhölzli-Zuwachs natürlich wenig, er entdeckt fleissig die Welt. Nebst ihm sind zwei weitere Wisente dieses Jahr geboren worden: Spielgefährten! Kleine, nicht ernst gemeinte Rangeleien gehören da dazu. «Wisente sind sehr gesellig», erzählt der Experte. «Die Jungen entfernen sich aber nie weit von der zwölfköpfigen Herde, lernen viel von ihren Eltern.»
 
Wisente leben im Wald, ernähren sich von Laub, Wurzeln, Baumrinde und verschiedenen Gräsern und Kräutern. Im Winter ist das Angebot karger, die Zoo-Tiere müssen aber natürlich nie Hunger leiden. Hansjürg Bähler hatte vor der Geburt des Kleinen, der aussergewöhnlich spät im Jahr kam, deshalb ganz andere Sorgen – die Minustemperaturen. «Er kam aber glücklicherweise mittags zur Welt, als es ‹nur› um null Grad kalt war. Seine Mutter hatte ihn schnell trockengeleckt. Und ohnehin: Wisente sind sehr robust, und Wildtiere allgemein härter im Nehmen als Haustiere.»