Tannenhäher
Gute Vorbereitung ist alles!
Ab in den Süden wie viele ihrer Kollegen? Das haben Tannenhäher nicht nötig. Obwohl sie in Bergregionen zu Hause sind, kommen sie auch im Winter hierzulande gut zurecht. Dafür müssen sie jetzt aber schuften!
Noch steht der Winter nicht unmittelbar vor der Tür – aber allzu fern ist er auch nicht mehr. Während viele Vogelarten in diesen Wochen in den Süden fliegen, bewältigt einer gerade eine ganz andere Herausforderung: Der Tannenhäher ist im «Winter-Vorbereitungsstress»!
Der Vogel ist in unseren Bergregionen, den Alpen und dem Jura, zu Hause – und überwintert auch dort. Das stellt ihn allerdings vor ein Nahrungsproblem: Während der kalten Jahreszeit würde er schlicht verhungern, deshalb muss er sich wappnen. «Die Tannenhäher haben bereits angefangen, Arvensamen zu sammeln und zu verstecken», erzählt Livio Rey von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. «Und das im grossen Stil: Ein einzelner Vogel kann bis zu 100 000 Samen verstecken – eine riesige Leistung.»
Während er im Sommer auch Insekten, manchmal sogar Eidechsen, Mäuse oder kleine Vögel frisst, ernährt sich der Tannenhäher im Winter fast ausschliesslich von Arvensamen. Mangelt es an diesen, dürfen es auch Haselnüsse oder andere Samen sein. Nun geht es darum, die «Vorratskammern» anzulegen – und das ist harte Arbeit. Schliesslich müssen die Samen erst einmal aus den Zapfen heraus, was die cleveren Vögel mit ihrer sogenannten Zapfenschmiede bewerkstelligen. Das ist ein Ort, an dem sie den Zapfen fixieren können, beispielsweise Äste, um die Samen danach möglichst einfach herauszuhacken. Diese verstaut der Tannenhäher in seinem Kehlsack, um sie so zu einem Versteck zu transportieren: «Das kann zum Beispiel unter der Wurzel eines Baumes sein, oder er verscharrt sie mit seinem Schnabel im Boden. Irgendwo an einem Ort, den er sich merken kann, etwa durch einen optischen Anhaltspunkt wie einen Baum in der Nähe», erzählt Livio Rey. «Die Vögel finden erstaunlicherweise 80 bis 85 Prozent ihrer Vorräte wieder. Liegt viel Schnee, sind es immer noch 75 Prozent: Sie können im Schnee Gänge von bis zu 1,30 Meter graben.»
Dass der Tannenhäher nicht ganz alle Samen wieder ausgräbt, ist ein Vorteil – für ihn und für uns. So sorgt er nämlich dafür, dass neue Arven wachsen, sichert den Fortbestand der Wälder – und damit auch seine Nahrungsquelle für die kommenden Winter.