Gesundheit, ihr Lieben!

Okapi Stomp verweigert seine Medizin, Stachelschwein-Dame Fitina veranstaltet ein Blutvergiessen, Nashorn Ellora benötigt einen enormen Krafteinsatz: Die Tierärzte des Zoos Basel meistern täglich viele Herausforderungen. In einem Buch erzählen sie davon.

Vertrauensselig lässt sich das Gepardenbaby im Zoo Basel festhalten. Tierarzt Stefan Hoby überprüft beim ersten Gesundheitscheck, ob es ein Männchen oder Weibchen ist und setzt ihm gekonnt einen Mikrochip unter die Haut. Unter der Nummer dieses Chips wird jede zukünftige Behandlung abgespeichert werden. Nicht lange, und das Kerlchen ist wieder auf freiem Fuss – beziehungsweise im Gehege bei seiner Familie.

Ganz so leicht ist nicht jeder Tierarzt-Einsatz im Zoo Basel. Wie abenteuerlich diese manchmal sind, macht das Buch «Das Okapi hat Husten» (siehe Box) der Zolli-Tierärzte Christian Wenker und Stefan Hoby sowie Biologin Tanja Dietrich deutlich. «Über 120 Stacheln steckten in meinen Unterarmen, im Bauch und in den Oberschenkeln, das Blut tropfte nur so!», schildert etwa Tierarzt Christian Wenker seine unvergessliche – und schmerzhafte – Begegnung mit einem trächtigen Stachelschwein, bei dem die Narkosedosis zu tief angesetzt war.

Unfälle sind zum Glück selten, doch auch ohne Blut und Schmerzen bringt der Job immer neue Herausforderungen – im Grossen wie im Kleinen. Um das Geschwür am Hinterfuss der 32-jährigen Panzernashorn-Dame Ellora zu behandeln, brauchte es beispielsweise schon vorab sieben Leute, die sie in die richtige Postion brachten, nachdem sie sich nach der Narkosespritze unglücklich «gebettet» hatte. Weniger gewichtig, aber nicht minder knifflig das Problem bei dem titelgebenden Okapi. Stomp, so der Name des achtjährigen Bullen, hatte mit Hustenanfällen zu kämpfen. Das Gute: Seine Lunge war in Ordnung, ein Hustenmittel in Pulverform reichte als Behandlung. Das Schlechte: Stomp weigerte sich, es einzunehmen. Der Trick: Die Tierpfleger vermischten die Medizin mit einer zerdrückten Banane und strichen sie dem Patienten auf den Rücken. Und siehe da: Weil Okapis so reinlich sind, schleckte es Stomp mit seiner langen, beweglichen Zunge im Nu weg. Und kurze Zeit später wurde er wieder kerngesund.

Zootiere haben oft ähnliche oder die gleichen Gesundheitsprobleme wie wir. «Der Geigenrochen leidet unter einer Wirbelsäulenverkrümmung, der Katta bringt zu viele Pfunde auf die Waage und muss Diät halten, der Hornrabe hat grauen Star», sagt Autorin Tanja Dietrich. «Das führt zur Erkenntnis: Menschen sind eben auch nur Tiere.»

Links: Das Okapi hustet: Der Tierarzt hört mit dem Stethoskop die Lunge ab. Rechts: Mit vereinten Kräften muss Panzernashorn Ellora umgedreht werden.

Links: Das Okapi hustet: Der Tierarzt hört mit dem Stethoskop die Lunge ab. Rechts: Mit vereinten Kräften muss Panzernashorn Ellora umgedreht werden.

Buchtipp

buch

Im Zolli ist für die «tierischen Mediziner» immer viel los! Elefant Yoga leidet an Zahnschmerzen, Känguru Jay kämpft mit Haarausfall, Zebra Sawa frisst nicht mehr: In die Geschichten dieser und vieler weiterer Vierbeiner gibt das reich bebilderte Buch von Christian Wenker, Stefan Hoby und Tanja Dietrich «Das Okapi hat Husten – Geschichten aus dem Alltag eines Zootierarztes» Einblick. (Zoo Basel/Christoph Merian Verlag) Spannend!