Gefiederter «Handwerker»

Tock, tock, tock! Wer in der Natur dieses Geräusch vernimmt, denkt sofort an ihn: den Buntspecht! Er ist «Vogel des Jahres» 2016, in der Schweiz bis zur Waldgrenze weit verbreitet und ein faszinierender Geselle. Anstatt wie andere Vögel zu singen, «trommeln» die Tiere, um ihr Revier zu markieren und das andere Geschlecht auf sich aufmerksam zu machen. «Sie schlagen so hart gegen die Bäume, dass es vergleichbar ist mit einem Velofahrer, der mit 25 km/h gegen eine Wand donnert», erzählt Stefan Bachmann vom SVS/BirdLife Schweiz. «Deshalb haben sie diverse Stossdämpfer. So federt eine schwamm­artige Knochenstruktur zwischen Schnabel und Schädel die Schläge ab, die Schädeldecke ist stabiler als bei anderen Vögeln, und auch verstärkte Rippen sorgen dafür, dass die Wucht der Schläge ihnen nichts anhaben kann.»

Zum Vogel des Jahres wählte der SVS/BirdLife Schweiz den Buntspecht aber nicht wegen seiner «musikalischen Fähigkeiten»: Er soll ein Botschafter sein und helfen, die Natur im Siedlungsraum zu fördern, wo er ebenfalls vorkommt. Bachmann: «Buntspechte sind auf grosse, alte Bäume und Totholz angewiesen. In morschem Holz finden sie Käferlarven, ihre bevorzugte Nahrung, und sie bauen dort ihre Höhlen – meist mehr als nur eine.» Die leer ­stehenden Höhlen sind auch für andere Tiere wichtig, so finden etwa Meisen, Käuze oder auch Eichhörnchen ein Zuhause.

Die Vögel sind aber nicht nur Zimmermänner, sondern auch Schmiede. Um an die Samen von Tannenzapfen oder Nusskerne heranzukommen, benutzen sie sogenannte Spechtschmieden. Sie klemmen Zapfen und Nüsse in Spalten im Holz ein und hämmern die Samen heraus. «Und nicht nur das zeigt ihre Intelligenz», sagt der Experte. «Im Frühling ringeln sie oft Bäume. Das heisst, sie hacken in einer waagrechten Linie Löcher in Stämme und trinken anschliessend den ausfliessenden, sehr zuckerhaltigen Baumsaft.» Schlaue Tiere, die den Titel «Vogel des Jahres» verdient haben!