Auf leisen Pfoten ins Land

Einst waren Fischotter hierzulande ausgerottet, doch allmählich siedeln sie sich fast unbemerkt wieder in der Schweiz an. Ein gutes Zeichen für unsere Natur!

Fast niemand bekommt ihn zu Gesicht, heimlich, still und leise wandert er in die Schweiz ein – der einst vertriebene Fisch­otter. «Während wir vor einigen Jahren vermuteten, dass er sich wieder hier niederlässt, gewinnen wir jetzt zunehmend an Sicherheit», sagt Biologe Dr. Hans Schmid, Präsident der Stiftung Pro Lutra. «Wir haben jedes Jahr sichere Nachweise, zu sehen auf www.prolutra.ch, sodass man nicht mehr von Zufällen sprechen kann.»

Weil sie der Fischerei schadeten, wurden Fischotter Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet, und obwohl sie 1952 unter Schutz gestellt wurden, erholte sich der Bestand nicht. 1989 wurde der letzte wild lebende Fischotter nachgewiesen. Doch jetzt sieht es wieder gut aus. «Durch Fotofallen, überfahrene Tiere und untersuchten Kot haben wir festgestellt, dass in Graubünden, im Tessin und im Wallis Fischotter auftauchen», erzählt Schmid. «Sie sind vermutlich aus Savoyen und Osteuropa eingewandert.» Auch in Bern leben Fischotter, diese sind wohl Nachkommen der Otter, die beim Hochwasser 2005 aus dem Tierpark Dählhölzli entkamen.

Aber warum fühlen sich Fischotter, die entlang der Gewässer zu Hause sind, hier plötzlich wieder wohl? «Auch wenn es Biologen nicht gern sagen: Man weiss es nicht eindeutig», gesteht Schmid. «Klar ist, dass sie Rückzugs­möglichkeiten brauchen – die es immer gab – und Nahrung. Diese finden sie nun offensichtlich auch genug.» Die Tiere fressen, wie ihr Name schon sagt, am liebsten Fisch, sind ausgezeichnete Jäger, die durch geschmeidige Körperbewegungen blitzschnell werden können.

Dass sie wieder hier sind, sei ein schöner Anhaltspunkt dafür, dass sich die Natur erhole, irgendetwas besser sei als früher. So wurde, auch dank dem Einsatz des Schweizerischen Fischereiverbandes, mehr Wert auf die Wasserqualität und naturnahe Gewässer gelegt. Dass der steigende Fischotterbestand aber gerade Fischern sauer aufstossen kann, ist Schmid bewusst. «Gerne stehen wir beratend zur Seite. Man kann Fischteiche zum Beispiel mit einfachen Mitteln – Elektrozäunen – schützen.»

Wie sich die Population entwickelt, wird laut dem Experten ab diesem Jahr noch intensiver beobachtet. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt wird ein Monitoring durchgeführt: Verschiedene Flüsse werden schweizweit systematisch überwacht. Sodass die heimlichen, aber willkommenen Einwanderer nicht mehr ganz so heimlich hier sind.