Eine Ratte mit Jöh-Effekt

Erstmals gibt es in der Schweiz Riesenborkenratten zu bestaunen: Die zuckersüssen Nagetiere sind ins Papiliorama im freiburgischen Kerzers eingezogen – und tragen so dazu bei, das Überleben der Tierart zu sichern. Denn deren Zukunft sieht düster aus.

Ja, man möchte sie am liebsten streicheln. Mit dem langhaarigen Fell und den dunkel umrandeten Augen erinnert die Riesenborkenratte so gar nicht an die uns bekannte Hausratte. «Sie sind innerhalb der Nagetiere auch nicht sehr nah mit ihnen verwandt», erklärt Caspar Bijleveld, Direktor des Papilioramas in Kerzers FR. Dort sind die nachtaktiven Tiere, die auf den Philippinen heimisch sind, vor Kurzem ins Nocturama eingezogen.

Eine Schweizer Premiere – die wunderbar geglückt ist. Noch während sich die Tiere hinter den Kulissen kennenlernten und akklimatisierten, gab es Junge. «Für uns ist das ein sehr gutes Zeichen», sagt Bijleveld. «Es zeigt nicht nur, dass sie gesund sind, sondern auch, dass die Ernährung und die gesamten Lebensumstände für sie stimmen.»

Dass sie die Besucher erfreuen, ist nicht der einzige Grund, warum die Riesenborkenratten im Papiliorama gehalten werden und am europäischen Zuchtprogramm teilnehmen: Noch gelten sie zwar nicht als bedrohte Tierart – doch das könnte sich ändern. Auf den Philippinen haben sie grosse Probleme: Die Wälder, in denen sie leben, werden zerstört. Im Kulturland gelten die Nager, die sich von Salat, Blättern und Gemüse ernähren, als Schädlinge und werden getötet. Und sie werden wegen ihres Fleisches gejagt. Bijleveld: «Neue Studien zeigen, dass die Population rapide zurückgeht. Es kann ganz plötzlich schlimm um sie stehen, da ist es besser, frühzeitig etwas zu unternehmen, um die Art zu erhalten.»

Erhaltungszucht ist bereits ein grosses Thema – und wird in Zukunft wohl noch wichtiger. Die Rolle der Zoos werde sich im 21. Jahrhundert stark verändern, sagt der Papiliorama-Direktor. Es laufe so viel schief im Umgang mit der Natur, dass irgendwann die Frage auftauchen werde: Welche Tierart retten wir und welche nicht? Die Riesenborkenratten hatten von daher Glück – und wir, die sie anschauen dürfen, auch. Streicheln ist natürlich nicht erlaubt. «Wir erleben sie zwar bisher als gutmütig, aber sie können kräftig zubeissen. So niedlich sie aussehen, es sind halt doch keine Teddybären.»