Ein Leben für Meeressäuger

Unternehmerin Katharina Heyer hatte alles erreicht. Dann stellte sie ihr Leben auf den Kopf: Gegen alle Widerstände gründete sie eine Schutzstation für Meeressäuger in der Strasse von Gibraltar und kämpft seit 20 Jahren für die Tiere.

Ihre Geschichte klingt wie ein Märchen: Katharina Heyer, erfolgreiche Schweizer Designerin und Unternehmerin, jettet um die Welt. Geniesst Wohlstand und ein gutes Umfeld. Doch etwas fehlt ihr. Auf Rat eines Freundes besucht die leidenschaftliche Taucherin 1997 den Ort Tarifa bei Gibraltar. Der Freund erzählte ihr, dass es dort, in einer der meistbefahrenen Meeresstrassen, Orcas und Delfine gebe.

Niemand wusste von der Existenz der Tiere. Doch Heyer fuhr aufs Meer hinaus, entdeckte Pott- , Grind- und Finnwale, Orcas und diverse Delfinarten, die zwischen den riesigen Lastschiffen und Frachtern leben. In steter Gefahr, in die tödlichen Schiffsschrauben zu geraten. Plötzlich war alles klar: «Ich wollte mein Leben diesen faszinierenden Geschöpfen widmen. Eine Schutz- und Forschungsstation aufbauen und das Ganze mit Whale Watching finanzieren. Dazu gründete ich die Stiftung firmm.» Kein einfaches Unterfangen. «Die ersten Jahre waren unglaublich anstrengend. Man legte mir Steine in den Weg, wo es nur ging: Konkurrenzunternehmen, Schifffahrtsgesellschaften, die Behörden stellten sich quer – sie akzeptieren mich als Ausländerin heute noch nicht ganz.»

Doch Heyer gab nicht auf. «Ich habe jetzt sehr zuverlässige Mitarbeiter, die alle schon rund zehn Jahre dabei sind. Wir werden von Universitäten und Stiftungen unterstützt. Forscher kommen zu uns, um das Leben der Meeressäuger zu erforschen. Dabei stützen sie sich oft auf das von mir gesammelte Datenmaterial. Auch das Whale Watching läuft sehr gut.»

Kein Wunder: Heyer hat eine besondere Beziehung zu den Tieren. Sie vertrauen ihr. Es klingt fast mystisch, wenn sie erzählt, wie sie die Grindwale und Grossen Tümmler jeweils nach ihren vier Monaten Winterferien in der Schweiz zur neuen Saison begrüssen und ihr ihre Neugeborenen zeigen oder bei ihr Schutz vor skrupellosen Whale-Watching-Konkurrenten suchen, die sie gewissenlos hetzen. «Ich habe das Gefühl, sie hören meine Stimme, wenn ich beim Whale Watching über Lautsprecher Dinge erkläre und kommen zu uns.»

Unermüdlich klärt Heyer Menschen auf über ihre Schützlinge und wie man ihnen helfen kann. «Ich brachte schon viele Schiffskapitäne dazu, auf Wale zu achten.» Auf eine Fährlinie, die durch das Gebiet der Tiere verlaufen wäre, wurde dank ihr verzichtet.

Mit ihren 74 Jahren weiss Heyer, dass sie vorsorgen muss. «Ich habe in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass für alle meine Aufgaben jemand da ist, der sie auch ohne mich ausführen kann.» Doch sie fühlt sich immer noch topfit und freut sich schon auf die nächste Saison.

Selbstloser Kampf für Tiere

Über Katharina Heyer wurden schon Dokumentar- und Kinofilme gedreht, unzählige Reportagen geschrieben. Doch ihre Geschichte fasziniert immer aufs Neue. In diesem Buch erzählt sie, wie sie ihre Berufung fand und gegen alle Widerstände für ihre «Herzens-sache» (Wörterseh) kämpft. Im Leser weckt es Bewunderung für den Mut dieser Frau und den Wunsch, selbst einmal solche Erfüllung zu finden. 

2016-47-Buch-Herzenssache