Ein kleines Wunderwesen

Glückwunsch! Die Wasserspitzmaus 
wurde zum «Tier des 
Jahres 2016» gewählt. 
Sie ist etwas Besonders, kann tauchen, unheimlich viel fressen und hat einen giftigen Biss, der ihre Opfer lähmt!

Platsch, da taucht sie ab! Kopfüber stürzt sich die Wasserspitzmaus in den Bach und stochert am Grund nach Lecker­bissen: Kleinkrebse, Insekten­larven, Schnecken, Muscheln, gelegentlich kleine Fische. Unermüdlich, mutig und dazu herzig: Da hat sie sich den Titel «Tier des Jahres 2016» doch verdient!

Diesen bekam die Wasserspitzmaus, die zu den Insektenfressern gehört und damit eigentlich keine «richtige» Maus ist, eben von Pro Natura verliehen. Allerdings aus anderen Gründen, wie Roland Schuler von der Naturschutz­organisation erklärt: «Sie will uns etwas sagen – und zwar zur Wasserqualität. Sie reagiert sensibel auf Verschmutzungen. Und das Gefühl, dass dies in der Schweiz kein Problem ist, täuscht leider.»

Die Wasserspitzmaus ist an kleinen bis mittleren Wasserläufen und stehenden Gewässern in der ganzen Schweiz zu Hause. Und auf sauberes Wasser angewiesen – denn nur dort findet sie ein reich gedecktes «Unterwasser-Buffet». «Leider gibt es aber viele Mikro­verunreinigungen, die auch von Kläranlagen nicht beseitigt werden», sagt Schuler. Studien zeigten, dass in Bächen und kleineren Flüssen im Schnitt 40 verschiedene Pestizide gefunden werden. «Das ist besorgniserregend und eine Gefahr für Wasserbewohner wie die Wasserspitzmaus. Die Chemikalien gelangen mehrheitlich aus der landwirtschaftlichen Produktion in die Bäche.» Laut Pro Natura werden rund 2000 Tonnen solcher «Pflanzenschutz­mittel» jährlich ausgebracht, ein Teil davon gelange mit dem Regenwasser in Bäche und Flüsse.

Ob die Wasserspitzmaus als «Tier des Jahres» etwas bewirken kann? Ein kleines Wunderwesen ist sie jedenfalls – nicht nur wegen des Tauchens. So vertilgt sie pro Tag 10 bis 20 Gramm Futter, so viel, wie sie selbst wiegt! Und sie ist nicht so herzig und lieb, wie sie aussieht: Sie lähmt ihre Beute mit einem giftigen Biss. Ein klassischer Fall von «klein, aber oho»!