Ein filmreifes Vogel-Dasein

Ihre Geschichte ist eine Mischung aus Drama und Krimi: Wanderfalken wären einst fast ausgestorben, doch ihr Bestand erholte sich glücklicherweise. Das wiederum finden nicht alle toll: Es gibt Menschen, die es auf den «Vogel des Jahres» abgesehen haben.

Er ist das schnellste Tier der Welt! Wenn der Wanderfalke sein Fressen – andere Vögel – ins Visier genommen hat, läuft er zur Hochform auf und stürzt sich mit Spitzengeschwindigkeiten von über 250  km/h auf seine Beute. «Er legt die Flügel zusammen und fällt wie eine Bombe vom Himmel», beschreibt es ein Wanderfalken-Kenner. Beeindruckend – auch wenn nur gerade jeder 10. bis 15. Angriff gelingt.

Der Wanderfalke wurde eben von der Naturschutzorganisation BirdLife Schweiz zum «Vogel des Jahres» gekürt. Das Tier hat eine dramatische Geschichte, wäre in den 60er-Jahren fast ausgestorben: Durch das Pestizid DDT legten die Vögel Eier mit dünnen Schalen, was den Bruterfolg stark minderte. Mit dem Verbot von DDT verbesserte sich die Lage glücklicherweise, und der Wanderfalken besiedelte im Laufe der Jahre wieder die ganze Schweiz. 2010 gab es rund 340 Paare, die hier brüteten – vor allem im Mittelland und im Jura in Felswänden, aber auch an hohen Gebäuden in den Städten.

Ein Happy-End? Leider nein. «In den letzten Jahren ist der Bestand wieder rückläufig», erzählt Stefan Bachmann von BirdLife Schweiz. «So sind viele Städte, in denen vor einiger Zeit noch Wanderfalken brüteten, mittlerweile wieder verwaist. Im ganzen Kanton Zürich brüten nur noch zwei Paare. Ein grosses Problem sind Vergiftungen. Es gab deswegen schon zwei Verurteilungen.» Wie im Krimi! Denn diesmal geht es nicht um Umweltgifte, die ihnen schaden, sondern um Giftmord – sozusagen.

Im Dezember 2017 beispielsweise bestrafte das Zürcher Obergericht einen Taubenzüchter mit einer bedingten Freiheitsstrafe von 15 Monaten und einer Busse von 1500 Franken. Er hatte eine seiner Tauben mit Gift bestrichen, um Greifvögel – etwa Wanderfalken – zu töten. Zwar ernährt sich der Wanderfalke von Vögeln und verschmäht auch Tauben nicht, hat es aber nicht explizit auf sie abgesehen.

Bachmann: «Sie fressen rund 200 verschiedene Arten.» Pro Natura begrüsst harte Strafen und hofft, dass sie abschreckend wirken. Dem «Vogel des Jahres» ist es zu wünschen!